Die Täter-Opfer-Umkehr

Antisemitismus Ob Günter Grass mit Tabus spielt, ist unwichtig. Aber er bedient mit seinem „Gedicht“ antisemitische Klischees und schürt negative Gefühle gegenüber Juden
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Seit Tagen wird über ein „Gedicht“ debattiert, das – so sieht es zumindest Herta Müller – keinen einzigen literarischen Satz enthält. Die einen bezeichnen den Autor Günter Grass als „modernen Antisemiten“, die anderen bejubeln seinen Mut, ein vermeintliches Tabu gebrochen und gesagt zu haben, „was gesagt werden muss“.

Ist der Literaturnobelpreisträger also ein Antisemit? Wir wissen es nicht, niemand hat seine Weltanschauung geprüft. Es ist auch unerheblich. Zweifellos sind Grass’ Einlassungen jedoch eine Vorlage für jene, die antisemitische Klischees, Ressentiments und Vorurteile hegen. Er schürt negative Gefühle gegenüber Juden, und solche Ressentiments haben eine lange Tradition.

Der Beg