Ein Nebeneffekt des mauen Wahlkampfs besteht darin, dass zurzeit eine Berufsgruppe sichtbar wird, die ansonsten eher im Hintergrund wirkt: Politik-Berater, gern geheimnisvoll verklärend Spin Doctors genannt, sollen in den Talk-Shows die Partei-Kampagnen analysieren und erklären, was man alles besser machen könnte. Als prominentester Vertreter dieser Spezies gilt Michael Spreng, der als „Hexenmeister der politischen PR“ (FAZ) oder „der Mann, der Stoiber beinah zum Kanzler gemacht hätte“ (Markus Lanz), angekündigt wird. Immerhin gelang Spreng das Kunststück, mit seiner gescheiterten Stoiber-Kampagne 2002 selbst bekannt zu werden.
Nun hat Arte in einer Folge der Reihe Durch die Nacht mit... Spreng zusammen mit Uwe-Karsten Heye, einst Regierungssprecher unter Schröder und nun Chefredakteur der SPD-Zeitung Vorwärts, durch Berlin geschickt. Es geht zur Zentrale von StudiVZ („6.5 Millionen neue Freunde – das wären mir zu viele“), zu einer gewerkschaftsnahen Agentur, wo Spreng den Europa-Wahlkampf der SPD zerreißt ("Negatives Campaigning geht in diesem Jahr gar nicht.") und in ein gutes Restaurant, in dem man auf die abgehobenen Wirtschaftseliten schimpft. Man beobachtet ein ungleiches Paar – Heye wird immer schweigsamer, Spreng immer gesprächiger.
Dabei wird klar: Spreng, derzeit ohne Beraterjob, aber als politisch kommentierender Blogger aktiv, kann verkaufen – vor allem sich selbst. Je länger man den Zwei-Meter-Mann mit dem gebeugten Gang beobachtet, desto sympathischer wirkt er, auch wenn man seine Parteipräferenzen nicht teilt. Aus dem Spin-Doctor-Gerede lässt er kokett bescheiden die Luft: „Ich verstehe mich als Kommunikationshandwerker.“ Und auf die Frage, wie man den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr besser verkaufen könnte, antwortet er: „Dazu fällt mir nichts Gutes ein.“ Sehr ehrlich, bloß ob er so noch mal einen Job bekommt?
Die Dokumentation Durch die Nacht mit... Uwe-Karsten Heye und Michael Spreng läuft am Donnerstag, den 3. September um 23.35 Uhr auf Arte. Online kann man sie auch hier sehen.