Verena Reygers gibt einen Überblick, welche neue Alben von Musikerinnen uns 2010 bringt. Dabei sind Newcomerinnen, die es zu entdecken gilt - und alte Bekannte
Anfang 2009 konnten Little Boots und La Roux noch beruhigt schlafen. Der große Erfolg war bis dahin lediglich eine Prophezeiung. Aber die MusiknerdInnen sollten Recht behalten. Zusammen mit Florence and the Machine elektrisierten die Engländerinnen im Laufe des vergangenen Jahres das Musikgeschäft. Auch für 2010 gibt es einige hoch gehandelte Newcomerinnen. Darunter Ellie Goulding und Marina and the Diamonds. Beide hat die BBC in ihrer Top-15 Liste aufstrebender Musikstars nominiert.
Als besonders heiß gilt zurzeit Ellie Goulding. Die BBC schreibt, ihr Sound sei wie eine Wohngemeinschaft aus Kate Bush, Björk und Stevie Nicks im hippen Londoner Stadtteil Shoreditch. Große Namen, die der 23-Jährigen da an das blonde Köpfchen geworfen werden. Weil d
hr Sound sei wie eine Wohngemeinschaft aus Kate Bush, Björk und Stevie Nicks im hippen Londoner Stadtteil Shoreditch. Große Namen, die der 23-Jährigen da an das blonde Köpfchen geworfen werden. Weil die Engländerin zwischen ruhigem Folk und wildem Pop nicht entscheiden mag, mixt sie beides über- und ineinander. Das wird dann auch schon mal als „Kate Nash trifft Hot Chip“ oder „technoide Cerys Matthews“ betitelt. Der Guardian hatte Goulding übrigens schon zu Beginn des vergangenen Jahres als Trend getippt, als sie noch keinen Plattenvertrag hatte.Auch im vergangenen Jahr schon glitzerte Marina and the Diamonds durch die musikwachen Blogs. Die Waliserin mit den griechischen Wurzeln hat sich das Klavierspielen selbst beigebracht und schreibt ihre Songs als autobiographische Episoden mit fiktiver Würze. Kate Bush und Abba werden als Vergleiche herangezogen, aber Marina and the Diamonds folgt mit ihrem theatralisch sphärischen Pop auch klassisch angehauchten Musikerinnen wie Regina Spektor. Über ihr Debüt The Family Jewels verrät Marina, es sei inspiriert von kommerzieller Verführung, modernen Werten, Familie und weiblicher Sexualität.Und ein tolles Video gibt es auch noch:Rustikaler geht es bei den Ladies zu, die zu ihrem musikalischen Glück nicht mehr als eine „crappy guitar“ mit Nylon Saiten benötigen. Die Amerikanerin Laura Veirs hat gerade ihr siebtes Album July Flame veröffentlicht. Mehr als auf den rhythmischen Vorgängerplatten flackert hier ein beschauliches Folk-Flämmchen. Veirs singt zurückhaltend, aber warmherzig über Apfelbäume, saftige Wiesen und Vogelgezwitscher. Songs, wie man sie bei Sonnenuntergang auf den Veranden amerikanischer Farmhäuser hört. Oder aktuell bei deutscher Schneeriesel-Beobachtung.Unter einer dichten Schneedecke funktioniert auch das Debüt von First Aid Kit, das Ende des Monats erscheint. Nach ihrer vielbeachteten EP Drunken Trees und zahllosen Auftritten im vergangenen Jahr, veröffentlichen die Söderberg-Schwestern Klara und Johanna jetzt The Big Black The Blue. Traditioneller Folk, mit Orgel und Autoharp, wie ihn die Carter Family nicht besser hätte hinkriegen können. Dabei sind die Schwestern nicht mal zwanzig Jahre alt und in Schweden beheimatet. Sie mögen die Fleet Foxes, Connor Oberst Bright Eyes, und ja – auch Bob Dylan. Aber statt kryptisch entrückt singen First Aid Kid beherzt und glockenhell. Nostalgie, die aufs Herz statt Charts zielen soll. Im Idealfall tut sie beides.Wer sich beim Rocken den Kopf stoßen will, der setzt dagegen besser auf die teenagersintokyo:In Berlin beheimatet und schon seit Jahren mit ihrem Trashpop erfolgreich sind Stereo Total. Das Duo aus Françoise Cactus und Brezel Göring bringt dieses Jahr gleich zwei Alben heraus. Los geht es mit No Controles, ein Coveralbum ihrer besten Songs als spanische Version. Sehr unterhaltsam, quirlig und nicht ganz so außer Kontrolle, wie der Titel suggeriert, aber mit dem bewährten französischen Akzent der Mme Cactus.Auch die aus Rennes stammende Nina Leece mischt ihren Akzent unter ihre englischen Texte, die mit warmem Synthiepop und verspieltem Minimal House unterlegt sind. Nach Zwischenstationen in Brasilien, China und mehreren europäischen Metropolen lebt Leece nun in Berlin, wo sie ihr Debüt There is no one else when I lay down and dream Ende Januar veröffentlicht.Zuletzt ein Blick auf die Grande Damen des Rock, Soul und Smooth, die in den kommenden Monaten neue Alben rausbringen. Sade, deren Samtstimme in all den Jahren seit Smooth Operator nicht einen Hauch aufraute, veröffentlicht am 8. Februar Soldier of Love. So sehr der Retrotrend der 80er uns seine Synthies in Neonfarben um die Ohren haut, die 50-Jährige wird ihrem samtenen Sound wohl treu bleiben.Ebenfalls smooth und soulig, aber mit mehr Funk und Revoluzzergeste unter dem Afro ist Erykah Badus Return Of The Ankh als Fortsetzung ihrer NewAmErykah Serie, deren zweiter Teil weniger sozialpolitische Anspielungen und Analysen als eher emotionale Bezüge haben soll.Juliana Hatfield hatte es sich einige Zeit lang zur Gewohnheit gemacht, auf ihrem Blog die eigenen Songs zu analysieren. Das hat sie vor kurzem leider eingestellt, dafür gibt es eine neue Platte. Peace Love ist das neunte Album der Amerikanerin, die in den 90er Jahren mit Liz Phair zu den wichtigsten weiblichen Vertretern der Indierockszene stand. Für ihre Popularität sorgte allerdings neben ihrer Musik auch ein anderer Fakt: ihre langjährige Beziehung mit Lemonheads-Sänger Evan Dando.