Virale Werbung geht so: "Kennst du nicht? Ich schick dir den Link!" Ein Film wird ins Netz gestellt, um sich wie ein Virus durch Blogs, Facebook- und Twitteraccounts zu fressen. Bestenfalls weiß der Zuschauer bis zum Ende nicht, ob das Kunst, Werbung oder irgendwie beides ist. Für die besten Filme wird beim Internationalen Kurzfilmfestival Berlin dann der Viral Video Award verliehen.
Gewonnen hat dieses Jahr ein Stop-Motion-Film des Franzosen Yoann Lemoine im Auftrag der Agentur TBWA France. Darin schlendert ein gekritzelter Schwanz über die Kacheln eines Damenklos und verfällt im Anblick einer gemalten Vagina dem Liebeswahn. Er verfolgt sie und landet in einer Klokabine, die Wände übersät mit Frauenkörpern, Brüsten und Geschlechtsteilen. Der Schwanz stürzt sich gespannt ins Getümmel, doch die Körper und ihre Teile nehmen panisch Reißaus. Hängenden Kopfes eiert der Schwanz davon und trifft auf eine Frau am Spiegel, die sich schminkt. Mit Kajal malt sie ihm ein Mäntelein. Plötzlich kehren die gekritzelten Körper, Brüste und Vaginas zurück und begraben den Schwanz lüstern unter sich. "Schützen Sie sich", warnt der Film im Namen der französischen Organisation "Aides" vor HIV.
Schöne Idee, gut umgesetzt, und doch nur reproduziert. Da sitzen kreative Köpfe in den Agenturen und am Ende ist oft alles nur geklaut. Wer wissen will, woher manche Werber ihre Ideen nehmen, muss nur schauen, womit Streetart-Künstler Jahre zuvor auftrumpften. In diesem Fall den Kurzfilm "Muto" des Künstlers Blu, seit Mai 2008 auf Youtube.