Empfehlung der Woche

Und folgt Dir keiner, geh allein

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Jürgen Todenhöfer

Hardcover, gebunden

24-seitige Bildtafel (in zwei Teilen)

464 Seiten

24 €

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Burhan Qurbani

Drama

Deutschland, Polen 2025

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Neue Dauerausstellung ab 29. März 2025

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Kultur : Nütze mir!

Carsten Maschmeyer erklärt in seinem gerade erschienen Buch "Selfmade", was ein Netzwerk sein soll – eine Verbandelung der oberen Zehntausend zum gegenseitigen Nutzen

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Kleine Umfrage: "Netzwerk", ist das Wort positiv oder negativ besetzt? Man kann ins Schlingern kommen in diesen Tagen, in denen der Unternehmer Carsten Maschmeyer, Veronica Ferres’ Verlobter und Freund der Wulffs, in seinem Buch Selfmade mitteilt: "Networking ist ein Sparkonto, auf das man zunächst viel einzahlen muss, um später davon abheben zu können."

War es nicht gerade noch so, dass das Netzwerk als Organisationsform die Hierarchie aushebeln sollte? War es nicht so, dass Formen der nicht- oder zumindest flach-hierarchischen Kooperation gemeint sind, wenn vom Netzwerk die Rede ist? Eine informelle Struktur, die nicht von unten nach oben führt, von der Putze zum Chef also, sondern einigermaßen herrschaftsfrei in die Breite?

Das Versprechen des Social Web, des sozialen Netzes, lautet jedenfalls nicht zuletzt: Jeder Hanswurst darf mitreden, unabhängig von Kontostand, Herkunft und Bildungsgrad. Und bei den netzwerkartig organisierten Occupy-Gruppierungen wird die Utopie des Aufbruchs in eine posthierarchische Ära umschrieben mit dem Slogan: "Wir sind die Vielen" oder "die 99 Prozent".

Das Netzwerk der oberen Zehntausend

Jetzt aber Maschmeyer, der, wenn er über das Netzwerken schreibt, nichts anderes meint als: Wir sind die oberen Zehntausend.

Was die beiden Ideen des Netzwerks unterscheidet, erkennt man, wenn man sie mit den Augen ihrer Kritiker betrachtet: Mancher Kritiker von Occupy oder Social Web spricht vom Mob. Der Mob ist anarchisch und zeichnet sich durch seine Größe aus; der Zugang ist nicht reguliert. Und wer über Maschmeyers Networking nur den Kopf schütteln kann, spricht von Klüngel oder Seilschaft. Die Seilschaft ist funktional (bei Maschmeyer heißt das: "Nutzen bringen, sich selbst Nutzen holen") und vergleichsweise klein; der Zugang reguliert. Was Maschmeyer selbst einräumt, wenn er in einem Interview sagt, dass er seine Veronica "zu 99 Prozent" nicht kennengelernt hätte, wäre er nicht Millionär. Weil sie sich dann "gesellschaftlich in dieser Form wahrscheinlich kaum begegnet" wären.

Der Unterschied ist demnach, ob ein Netzwerk integrierend oder ausschließend wirkt; ob es offen oder massiv zugangsbeschränkt ist. Dass Christian Wulff, der beinahe einmal der Bundespräsident der Integration geworden wäre, in einem geschlossenen Netzwerk steckte, das sich durch den Ausschluss all jener definiert, die er vertreten sollte, ist sein eigentliches Vergehen gewesen. Man kann bei Carsten Maschmeyer einiges von dem nachlesen, was man über die Spaltungen und Verdrossenheiten dieser Gesellschaft wissen muss.

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