Zwei Syndrome der Menschenfeindlichkeit?

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Am "Freitag den 13." wurde die erste europäische Studie im Rahmen des auf zehn Jahre angelegten Forschungsprojekts zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit vorgestellt. Die Ergebnisse zeugen von einem weit verbreiteten Anti-Islamismus, Sexismus, Heterosexismus.

Das Forschungsteam hatte in den letzten sechs Jahren der Befragungen in Deutschland ein "Syndrom" festgestellt. Dieses Syndrom heißt so viel wie: ein Vorurteil gegen eine Gruppe kommt selten allein. Rassisten sind oft auch Sexisten sind oft auch homophob.

In der europäischen Studie kommen sie allerdings zu einem abweichenden Befund: Abwertungen von Menschen mit Behinderungen und von obdachlosen Menschen ergänzen und verstärken sich nicht gegenseitig wie die Abwertungen gegenüber MigrantInnen, Schwarzen, Frauen, Schwulen/Lesben, Juden/Jüdinnen und Menschen, die dem Islam zugeordnet werden.

In den vorangegangenen Studien kam die Forschungsgruppe bereits zu dem Ergebnis, dass Abwertungen gegen Obdachlose, Langzeitarbeitslose und Menschen mit Behinderungen hauptsächlich gespeist werden aus einem ökonomischen Nutzendenken: diese Menschen können (angeblich) nicht ordentlich lohnarbeiten, also sind sie nichts wert.

Heißt das, dass wir es nun mit Zwei Syndromen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu tun haben? Einer ökonomisch-nutzenorientierten und einer autoritär-konservativen Vorurteilsstruktur?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Andreas Kemper

Ich arbeite als Soziologe kritisch zu Klassismus, Organisiertem Antifeminismus und die AfD

Andreas Kemper

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