Irgendwie Links: Apfel statt Kuchen #Urheberrecht #Aufruf

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Freitag, 11.05.12

Die Attacke: Wie die Künstler um ihre Rechte kämpfen., Adam Soboczynski, Zeit

“Wie aber begegnet man dem Umstand, dass sich das Urheberrechtangesichts der Downloadgewohnheiten und -möglichkeiten immer schwieriger durchsetzen lässt? Hier zeigen sich die Künstler bemerkenswert kompromisslos. Sie zielen nicht auf bereits diskutierte Modelle wie etwa Kultur-Flatrates oder freiwillige Bezahlsysteme, die das Urheberrecht ersetzen könnten, sondern unmissverständlich auf die Stärkung desselben unter den neuen digitalen Gegebenheiten – mit welchen Mitteln auch immer.“


Geste statt Diskurs: Auch die ZEIT ist an keiner Debatte zum Urheberrecht interessiert, Marcel Weiß, Neunetz

“Auch die ZEIT beweist wie das Handelsblatt vor einem Monat: Die hierarchischen Organisationen, die etablierten journalistischen Institutionen also, scheinen nicht in der Lage, das Thema Urheberecht angemessen zu behandeln. Dazu sind sie zu tief in die industriellen Strukturen integriert, die auch auf die Anhäufung exklusiver Rechte setzt.”

“Wir sind die Urheber!”: Appelle, offene Briefe und Erklärungen, aber niemals Dialog, Marcel Weiß, Neunetz

“Eine Elite, die keinen Aufschrei, keinen Mucks, keine Äußerung, nichts, von sich gegeben hat, wenn Schutzfristen für exklusive Rechte rückwirkend verlängert wurden, wie etwa vor kurzem, als die Schutzfristen für Leistungsschutzrechte für Musikaufnahmen von 50 auf 70 Jahre erhöht wurden. Der Gesellschaft wird Kultur zugunsten von Monopolisten weggenommen, ohne dass die Gesellschaft dafür irgendetwas zurück erhält, aber der Aufschrei kommt, wenn Menschen über eine zeitgemäße Beschränkung von längst aus dem Ruder gelaufenen exklusiven Rechten nachdenken? Armes Deutschland.“

In eigener Sache: Urheber-Nutzer-Dialog, iRights

“iRights.info lädt am Freitag zum Urheber-Nutzer-Dialog in Berlin. Künstler, Kreative, Nutzer, Vertreter von Nutzerinitiativen und Urheberverbänden treffen sich, um konstruktiv und gemeinsam nach Antworten in der kontroversen Urheberrechtsdebatte zu suchen.”

"100 Künstler warnen vor Abschaffung des Urheberrechts" ist genauso wie "100 Polizisten warnen vor Aufhebung des Einreiseverbots für Aliens", Mathias Schindler, Twitter

Tolle Idee: Browser mit Kopier-Warnhinweisen ausstatten!, Markus Beckedahl, Netzpolitik

“Bis eben kannte ich Miguel E. Riveros Silva nicht. Der Illustrator und Autor von Musikvideos scheint aber bekannt zu sein, da er bei Zeit.de einen Gastbeitrag zum Urheberrecht geschrieben hat. Darin fordert er mal wild einen Haufen Positionen, die man sonst in der Debatte vermisst. Etwas irritiert bin ich von seiner Forderung, dass Gerichte mal klar definieren müssen, was erlaubt sei und was nicht. Gerade das dürfte doch mittlerweile geklärt sein – nur ist es zu kompliziert und dann ist noch die Frage, ob die Mehrheit der Bevölkerung diese Regeln noch akzeptiert.“

"Wir sind die Urheber!": Kritik an Künstleraufruf, Heise

“Auf Initiative des Sprachwissenschaftlers Anatol Stefanowitsch wurde gemeinschaftlich die Erklärung "Auch wir sind Urheber/innen!" erstellt, die direkt auf die Künstlerinitiative reagiert. Hier wird betont, wie in dem offenen Brief "Wir sind die Urheber!" Schaffensprozesse ausgeblendet werden, die durch das Internet überhaupt erst ermöglicht werden. Kulturschaffende sollten dank des Urheberrechts selbstverantwortlich über ihre Schöpfungen verfügen, jedoch in einem Ausmaß, das den Interessen der Kulturgemeinschaft nicht widerspricht.”

Für ein Urheberrecht im Internet: Wir sind die Bürgerinnen und Bürger, Aufruf-Aktion zum Mitzeichnen

“Mit großer Sorge verfolgen wir Bürgerinnen und Bürger die Diskussion um das Urheberrecht und seine Durchsetzung im Internet. Wir wollen das Urheberrecht nicht abschaffen! Im Gegenteil: Wir möchten, dass das Urheberrecht zukunftsfähig bleibt, aber das bedeutet, dass es sich an gesellschaftliche Realitäten annähern muss.”

Was wünschen sich denn die Urheber?, Offener Brief von Alvar Freude, Odem

“Als Initiator der Aktion "Wir sind die Urheber" haben Sie sich ja sehr intensiv mit dem Urheberrecht, dem Internet und der Durchsetzung des Urheberrechts im Internet beschäftigt. Mich würde interessieren, welche derzeitigen Gefahren und Umsatzeinbrüche Sie insbesondere für Schriftsteller sehen und welche konkreten Vorstellungen, Wünsche und Anregungen Sie haben, wie das Urheberrecht im Internet durchgesetzt werden soll. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir diese nennen könnten, ebenso wie Ihr Konzept eines modernen Internets, das es den Urhebern weiterhin ermöglicht, von ihrer Arbeit leben zu können. Über eine baldige Antwort würde ich mich sehr freuen.”

Auch ich bin ein Urheber, Torsten Kleinz, Notizblog

“Sorgen macht mir auch, wenn unreflektiert die Verschärfung oder die Reduzierung von Urheberrechtsdurchsetzungen gefordert werden. Was 70 Jahre nach meinem Tod mit meinen Texten passiert, die oft schon nach einem Tag nicht mehr vermarktbar sind, weil sie aktuell geschrieben wurden, ist jenseits jeder rationellen Überlegung. Dass man heute immer noch nicht Kästners Augenzeugenbericht der Bücherverbrennung zum Jahrestag wiedergeben kann, ist nicht erst durch das Internet widersinnig geworden. Gleichzeitig sehe ich auch auf der Gegenseite wenig valide Konzepte. Eine reine Pauschalfinanzierung ist gerade in Zeiten des Internets nicht durchsetzbar, da die Urheberrechtsmärkte nicht mehr fein säuberlich getrennt sind. Und Konstrukte, die auf die Unterscheidung zwischen “kommerziell” und “privat” aufbauen, sind im Zeitalter der Aggregation weitgehend sinnlos. Dieser Punkt betrifft genau so die Vorstellungen der Piratenpartei wie die der Leistungsschutzrechtslobby.”

Schneiden wir den Kuchen neu an, Berthold Seliger, Freitag.de

“Tatsache ist: Weder die bestehenden Bezahlsysteme (Gema, Urheberrecht, Pauschalabgaben) noch die vorgeschlagenen (Kulturflatrate) sorgen dafür, dass die Künstler von ihrer Arbeit leben können. Während Dieter Bohlen oder Hansi Hinterseer immer reicher werden und der Gema-Vorstandsvorsitzende ein Jahresgehalt von 380.000 Euro erhält, beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen von Musikern in Deutschland laut Künstlersozialkasse 11.521 Euro, das der unter 30-jährigen Musiker sogar nur 9.525 Euro. Es hat alles zwei Seiten, es gibt auch in der Kulturindustrie ein Oben und ein Unten, es gibt auch hier die 99 Prozent und den Rest. Wer angesichts solcher Zahlen behauptet, das bestehende Urheberrecht schütze und finanziere „die Kreativen“, ist ein Scharlatan.”

Wer den Apfel küsst, Thierry Cherval, Perlentaucher

“Die Gefahr beim "Geistigen Eigentum" ist nicht der Diebstahl, sondern die Monopolisierung. Manchmal müssen Monopole auch im Interesse des Kapitalismus selbst zerschlagen werden. Denn gerät das Netz in die Hände einiger weniger, dann wird es zu einem Instrument der Überwachung und Herrschaft, wie es sich Science-Fiction-Autoren in ihrem schlimmsten Fantasien nicht ausmalen konnten. Hier sollte sich ein liberaler Autor mal am Kopf kratzen.”

Nachtrag zur Urheberrechtsdebatte, Michael Seemann

“Wäre es nicht mal Zeit für etwas Aufrichtigkeit? Sagt den Verwertern doch bitte mal, dass man wohl den Großteil von ihnen nicht mehr braucht. Sagt den Künstlern, dass die meisten von Ihnen auf Einnahmen werden Verzichten werden müssen. Dass es zwar auch neue Wege gibt, diese aber nicht für alle funktionieren werden und dass sie nicht mittelfristig genug hergeben werden, das selbe Einkommensniveau zu halten wie bisher. Das ist hart und das ist bitter für viele und das gilt es anzuerkennen.”

Zu der Thematik habe ich mich neulich ebenfalls geäußert.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Jan Jasper Kosok

Online-Chef

Jan Jasper Kosok studierte Wirtschaftswissenschaften in Berlin, verdingte sich im Nachtleben und gründete 2007 mit Teresa Bücker das Blog Knicken // Plakative Platzierungen, welches sich mit Musik und Popkultur beschäftigte. 2009 kam er zum Freitag, um beim Aufbau des Webauftrittes zu helfen. Seit 2011 ist er verantwortlicher Redakteur für Online und Community und hat seitdem mehrere Relaunches begleitet. Er beschäftigt sich mit den sozialen Auswirkungen von zu hohem Internetkonsum und fürchtet sich davor, nicht verhindern zu können, ein alter weißer Mann zu werden.

Jan Jasper Kosok

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