Dichtung und Wagenbach

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Frauen und alpine Erstürmungen

Ich habe heute zufällig meinen dichterischen Tag. Und die sind bei mir - leider - nicht von poetischen - sondern eher von kalauernden Elementen bestimmt.

Bei mir ensteht Dichtung wie das Bloggen, nämlich wenn ich sonst gerade nichts zu tun habe. Mir tut momentan zum Beispiel gerade ein Fuß weh, und deshalb liegt der gekühlt auf der Fußbank statt, sich in einen Sommerweg zu drücken.

Wie komme ich jetzt da...drauf...: Ah ja, der Verleger Klaus Wagenbach hat im "Tagesspiegel" in einem längeren Interview über die Frauen in seinem Leben gesprochen.

www.tagesspiegel.de/kultur/dieser-kleine-finger-ist-weiblich/1858954.html

Darüber musste ich andauernd lachen, denn wenn man selbst eine Frau ist und liest da diese liebevollen Kalauer über das eigene Geschlecht. Die meisten Männer wissen sowieso nischt, aber sie verkaufen ihre Unkenntnis unterschiedlich fantasievoll. Männer über Frauen - das ist immer science fiction.
Auf jeden Fall liebt der Wagenbach die Frauen oder nee, er sagt, was er an ihnen liebt: Er liebt an Frauen: Klugheit, Geilheit, Gusto - ein charmantes Apercü. Das ist auch schon ein bisschen älter, wie man erfährt. Aber nicht mal lautmalerisch. Sonst müsste es ja heißen: Klugheit, Keilriemen, Kustos.

Und dann kommt eine bessere Lautmalerei:
"Frauen sind ein Wunder und eine wehrhafte Zone. Ich war mal Alpinist, manchmal ist mir eine Erstürmung geglückt."

Boahh, na das ist doch der Gipfel......sturm.
Wehrhafte Zone. Wehrhafte Amazone wäre treffender gewesen. (Schluss, man soll nicht in Interviews rumlektorieren, weils da nicht um Literatur geht, sondern um Lebenswahrheiten).

Kleinkreative Sünden von mir
Und nun komme ich. Spätestens ab da fielen mir meine kleinkreativen Sünden - hoffentlich lässliche - ein.
Ein solches Hieb- und Stichwort kann ich nicht vorübergehen lassen ohne so beiläufig wie möglich was aus dem Kästchen zu nehmen, was ich sonst hier nie eingestellt hätte.

Und das geht so:

Leicht ist der Gipfel zu erreichen
In einer schönen Mondennacht
Wenn ich auch seufz' zum Steinerweichen
Ruf nicht gleich nach der Rettungswacht
Und ist Dein Venusberg auch klein
Laß mich Dein Erstbesteiger sein


Eigentlich war das zum 50. Jahrestag der Erstbesteigung des Himalaya, aber da wollte es keiner. Und nun schmiegt es sich wie selbstverständlich an den 80. Geburtstag von Klaus Wagenbach an. Ob man den damit ärgern kann? Der ist bestimmt ein Ästhet und nicht so eine dichtende Trivialschleuder wie ich.

Aber egal: Wenn ein solcher Verleger alpine Erstürmungen ins Spiel bringt, dann darf ich das auch verball- bzw. vematterhornen.

Wagenbach hatte immer wieder mal außereheliche Affären, gesteht er auf Vorhalt. Und vielleicht sogar mit der Ingeborg Bachmann. Aber, dazu sagt er nichts. An der Bachmann haben sich viele verbrannt, denke ich. Aber alpin war die nicht.
Befragt, was er macht, wenn da noch Briefe auftauchen oder so, meint er: "Nur Bürostuhlgermanisten wundern sich über Kurven in der Biographie." Das ist sympathisch. Bürostuhlgermanisten erstürmen ungern alpine Frauen.

Ein Aufruf an alle Bürostuhlgermanisten: "He Ihr, erklömmelt nicht nur die Höhen der Literatur und Kritik, sondern auch die der Natur und die kurvigen Frauen. Aber aufpassen, die Natur schlägt oft zurück, wie die Umweltschützer wissen."

Wie man Frauen gewinnt, weiß er auch: Man muss mit ihnen reden, das sei sowieso schon immer spannender als mit einem Kerl.

Da hat er ja so Recht. Schade, dass er mit mir nicht redet, aber mich kennt er ja nicht. Sein Glück.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden