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Der Handelsblatt-Gastkommentar wirft nicht nur die Frage auf, wieso eigentlich ausgerechnet Ansgar Heveling und Berti Vogts aus Korschenbroich kommen. Vor allem fragt sich der Leser, wie es ein Mensch des Jahrgangs 1972 schafft, eine so perfekte Kriegsrhetorik hinzukriegen. Sie ist deutlich, klar und kraftvoll und orientiert sich sicher nicht an dem im Text genannten Weimarer Geheimrat. Den hätten auch in den vierziger Jahren die Wenigsten verstanden. Er orientiert sich an einem Sprachgebrauch, der einst zur Aufwiegelung der Massen diente, an einer Redekunst, die Linguisten nur noch in besonders dunklen Ecken vermuten dürften.

Es geht, so viel wird gleich klar, um den befürchteten Untergang des Bildungsbürgertums, ach was – des Bürgers überhaupt. Der citoyen der französischen Revolution sollte das Idealbild des freien Menschen darstellen, selbstbestimmt und unabhängig von den bis 1789 herrschenden Klassen. Die Parole war allerdings nicht Freiheit, Demokratie und Eigentum, wie Heveling zitiert, sondern vielmehr Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Den so hochgelobten citoyens ging es gerade darum, den jahrhundertealten Begriff des Eigentums im Sinn der Besitzstandswahrung zu bekämpfen: Wenige haben viel, viele haben wenig. Es ging um einen Begriff, der in der französischen Revolution wie in der Netzgemeinde als hoch angesehen gilt: Um das gerechte Teilen.

Es ist verständlich, dass der geschichtsbewusste Politiker die Historie ein wenig eigenwillig interpretiert. Schließlich geht er davon aus, dass die Maschinen ihn nicht verstehen und die digitalen Horden dahinter es schon nicht so genau nehmen werden mit der ganz unbürgerlichen Zitationsunfähigkeit. Der hübsche freudsche Fehler Lavier statt Lanier ist ein passendes i-Tüpfelchen und bestätigt die alte These, dass man nur sieht, was man kennt. Die Einen handeln, die anderen lavieren. Jeder malt sich seine persönliche Apokalypse, so gut er kann. Wo gehobelt wird, fallen eben Späne. Bloß dumm, wenn sie direkt in den Antrieb fallen.

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