Empfehlung der Woche

Szenario – Die Zukunft steht auf dem Spiel

Szenario – Die Zukunft steht auf dem Spiel

Florence Gaub
Zur Empfehlung
On Planetary Justice

On Planetary Justice

Performances, Court Cases, Discussions, Music

Veranstaltungsorte: HAU1, HAU

Vom 27. bis 30. November 2025!

Zur Empfehlung
Sehnsucht in Sangerhausen

Sehnsucht in Sangerhausen

Julian Radlmaier

Drama, Komödie

Deutschland 2025

90 Minuten

Ab 13. November 2025 im Kino!

Zur Empfehlung
Collage Résistant(s) – Widerständige Collagen

Collage Résistant(s) – Widerständige Collagen

Rosa-Luxemburg-Stiftung

Ausstellungszeitraum: 25.11.2025 bis 20.5.2026

Ort: Rosa-Luxemburg-Stiftung | Straße der Pariser Kommune 8A, 10243 Berlin

Vernissage am 25. November um 18 Uhr!

Zur Empfehlung

Politik : Wer zahlt im Falle eines atomaren GAU? Die Grünen haben nachgefragt

Zum Kommentar-Bereich

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Von den Problemen mit Dübeln im AKW Biblis hat man schon gehört. Auch die Gefahr eines Anschlags oder auch nur des Absturzes eines Kleinflugzeugs auf einen der bundesdeutschen Atommeiler ist immer mal wieder Gegenstand von Debatten. Das Risiko, das von den profitablen Kraftwerken ausgeht, wird von den Befürwortern eines Ausstiegs aus dem Atomausstieg dennoch als beherrschbar bezeichnet. Über derlei technologische Hybris kann man im Zeitalter von Deepwater Horizon und Asse nur noch den Kopf schütteln. Und der Widerspruch von privatem Gewinn und gesellschaftlicher Haftung ist offensichtlich: Wer würde eigentlich wofür im Falle einer atomaren Katastrophe wie viel zahlen? Welche volkswirtschaftlichen Folgen hätte ein GAU? Wie sind Schadenersatzansprüche bei einer Kernschmelze geregelt?

Anfang Juli haben die Grünen der Bundesregierung 92 Fragen dazu vorgelegt, die inzwischen auch beantwortet sind. (Die offizielle Drucksache lag bis Donnerstagmittag allerdings noch nicht vor.) Die Deckungsvorsorge der Kernanlagenbetreiber ist auf 2,5 Milliarden Euro pro Atomkraftwerk begrenzt. Darüber hinaus haften die Betreiberkonzerne, etwa RWE, unbegrenzt. Aber reicht das? Hypothetische Annahmen über die möglichen Kosten eines Atomunfalls will sich die Bundesregierung nicht zu eigen machen. Aber eine Orientierung auch für die politische und juristische Debatte ist ja unabdingbar.

Ökonomische Folgen einer nuklearen Katastrophe:
Kleine Anfrage der Grünen (Juli 2010)
Gefahren der Atomenergie: Antwort der Bundesregierung
auf eine Kleine Anfrage der Grünen (April 2006)

Die Grünen beziehen sich daher auf Untersuchungen der Prognos AG aus dem Jahr 1992, die für ein „nukleares Ereignis“ der Klasse INES-7 (Schwerste Freisetzung, Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem weiten Umfeld, gesundheitliche Spätschäden über große Gebiete – Beispiel: Tschernobyl 1986) für die Bundesrepublik Schäden in Höhe von 10,7 Billionen DM berechnete – was heute etwa 5 Billionen Euro entspricht. Experten gehen inzwischen sogar von noch höheren Kosten aus. „Der zu erwartenden Schadenssumme“, schreiben die Grünen, stehe also „eine deutlich niedrigere Deckungsvorsorge der Kernanlagenbetreiber gegenüber. (…) Da die von den Unternehmen aufbringbare Haftungssumme im Falle eines nuklearen Ereignisses vermutlich lediglich weniger als 0,1 Prozent der Schadenssumme ausmachen dürfte, stellt sich die Frage, wer für die übrigen Kosten faktisch wird aufkommen müssen.“

Schwarz-Gelb stellt sich die Frage nicht. „Die Bundesregierung hält die zur Verfügung stehenden Entschädigungsmittel für ausreichend.“ Die Grünen sehen das anders. „Wir befinden uns somit in einer Situation, in der einige wenige Unternehmen Milliarden Gewinne einfahren, solange kein nukleares Ereignis eintritt, im Falle eines nuklearen Ereignisses der Großteil der Kosten von der Allgemeinheit zu tragen wäre.“

Was auch grenzüberschreitend und im Falle von weit entfernten Atommeilern gilt: Eine Abschätzung der volkswirtschaftlichen Kosten des GAU von Tschernobyl 1986 in Deutschland hat die Bundesregierung nicht angestellt. Für die Katastrophe zahlte die Bundesregierung bis Ende Juni 2010 rund 238 Millionen Euro Entschädigung.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.