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Kultur : Wenn der Wegschaltfinger dreimal juckt

Heute um 22.30 Uhr wird eine neue Folge der "heute-show" ausgestrahlt. David Wagner hat die deutsche Adaption mit dem Original verglichen

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Vor ein paar Wochen schaltete ich abends in einem Hotelzimmer durch die Programme und blieb bei einer Sendung hängen, die auf den ersten Blick wie meine Lieblingssendung aussah: The Daily Show with Jon Stewart, nur auf deutsch. Und musste schon lachen.

Ich musste noch öfter lachen. Der Mann, der da saß und Jon ­Stewart spielte, war Oliver Welke, den ich nur als Fußballansager kannte. Er freute sich sichtlich, dass er da saß. Und machte die Sache mit seinem großen Jungengrinsen gar nicht schlecht. Die heute-show, so der Name der Sendung, beruhigte meinen nervösen Umschaltdaumen. Ich wunderte mich: Ist das jetzt das neue ZDF? Die Offensive Richtung Unterfünfzig?

Vergangene Woche wollte ich meine Eindrücke überprüfen, und schaltete ­erneut zur Show, die, nachdem sie anfangs monatlich gesendet worden war, nun an jedem Freitag nach dem heute-journal kommt. Ich blieb dabei, ohne einmal umzuschalten. Oliver Welke, der schon in der ­Eröffnungssequenz Stewarts Kinder­krakeln nachahmt, moderierte einen Rundumschlag durch die Reihen der deutschen Politik.

Die dröge Frau Merkel wurde durch eine Einblendung zur „Profi-Ossi-Wahrsagerin-Angela“, Seehofer durfte sich selbst als „bayerischer Jammerossi“ entlarven, Minister Niebel verwandelte sich in „Kongo-Dirk“ und dann war auch vom „Hessischen Maulbrüterfrosch“ die Rede, gemeint war der Mann, den die Titanic „Hessen-Hitler“ nennt.

Doofe Blondine

Wie im Original übergibt auch in der heute-show der Moderator zwischendurch an Korrespondenten. Martin Sonneborn hat mir am besten gefallen. Mit seinem grandios-trockenen Ernst bringt er Menschen dazu, tolles dummes Zeug zu reden. Diesmal auf der Grünen Woche. Schnaps und Krise. Der Beitrag endete vorhersehbar. Wer Sonneborn in seinem sehenswerten Einmal-rund-um-Berlin-Wanderfilm Heimatkunde aus dem Jahr 2008 gemocht hat, dem wird auch sein Part in der heute-show gefallen.

Statistik-Expertin Tina Hausten (Martina Hill) konnte nicht so überzeugen. Warum, bitte, muss eine Blondine eine doofe Blondine spielen? Frau Hill hat die undankbarste, unlustigste Rolle der ganzen Sendung. Liegt das daran, dass sie, wie einige andere im Ensemble, eine fiktive Figur gibt? Die, die einfach sie selbst sind (Oliver Welke, Martin Sonneborn, Christian Ehring, Carsten van Ryssen und Olaf Schubert) sind besser.

Während des Kopiervorgangs vom der Daily Show zur heute-show ist leider auch ein wenig Farbe verloren gegangen. Die Daily Show hat mit Aasif Mandvi, Wyatt Cenac und Larry Wilmore („Senior Black Correspondent“) gleich drei Nicht-­Weiße im Newsteam und mit Jon Stewart einen Juden aus New Jersey als ­Anchor.

Im ZDF gibt’s nur weiße ­Männer und, immerhin, zwei Frauen. Einer der weißen Männer ist Olaf Schubert, der den sächselnden Ossi gibt. Schade, dass er in der letzten Sendung nicht dabei war. Zwei, drei Mal hat mein Wegschaltfinger gezuckt. Ich habe außerdem gedacht, brächte man alle Witze in nur zwanzig Minuten unter wie im ­Original, die heute-show wäre eine noch bessere Sendung.

Das Original ist über Comedy Central ­übrigens ganz legal zu sehen, seit ­Jahresbeginn sogar in HD. Am Montag war Bill Gates zu Gast.


David Wagner, geboren 1971, ist Schriftsteller und lebt in Berlin. Im Jahr 2000 erschien sein viel beachtetes Romandebüt Meine nachtblaue Hose. Zuletzt veröffentlichte er bei Droschl den Roman Spricht das Kind sowie bei Rowohlt Vier Äpfel

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