Schweigen, bis es weh tut

Performance Im New Yorker MoMA kann man der Performance-Künstlerin Marina Abramović stumm in die Augen schauen. Guardian-Autor James Wescott berichtet von einem unheimlichen Augenblick
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Mitte März setzt Marina Abramović, die ungekrönte Königin der Performancekunst, sich im Atrium des Museum of Modern Art in New York an einen kleinen Tisch. Die 63-Jährige trägt ein weites, dunkelblaues Kleid und sieht ausgesprochen blass aus. Sie wird die nächsten drei Monate jeden Tag während der Öffnungszeiten des Museums an diesem Tisch sitzen, regungslos und schweigend.

Ihre Retrospektive tThe Artist Is Present im sechsten Stock des Museums ist die erste Werkschau in der Geschichte des Moma, die einer Performancekünstlerin gewidmet ist. Im Atrium erweckt Abramović den Titel der Ausstellung buchstäblich zum Leben. Wer möchte, kann auf dem leeren Stuhl auf der anderen Seite des Tisches Platz nehmen und Augenkontakt mit ihr a