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Erinnerungen an die Zukunft: 1960 hat Kurt Maetzig, der am 25. Januar 100 Jahre alt wird, den ersten deutschen Science-Fiction-Film für die DEFA gedreht

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Am 25. Januar wird der geborene Berliner Kurt Maetzig 100 Jahre alt. Während unserer mehr als 25-jährigen Bekanntschaft konnte ich immer wieder seine Fähigkeit bewundern, aus dem Stegreif druckreif zu formulieren.

Im Werk Maetzigs spiegelt sich – derart ausgeprägt und in dieser Kontinuität wie bei keinem anderen Regisseur – auch die Entwicklung der DEFA, Irrtümer eingeschlossen. Selbst oder gerade diese gewinnen noch Wert als Zeitzeugnisse: Wo kann man mehr und subjektiv Authentischeres über die Atmosphäre im Berlin des Kalten Krieges erfahren als im Roman einer jungen Ehe (1951) und in Septemberliebe (1960)? Maetzigs Thälmann-Epos (Sohn seiner Klasse, Führer seiner Klasse 1954/55) steht für den Stil des Sozialistischen Realismus. Später sagte er: „Wenn ich den Film heute sehe, bekomme ich rote Ohren.“

Kurt Maetzig hat in Babelsberg oft Pionierarbeit geleistet, sich in vielen für die DEFA neuen Genres versucht. Von ihm stammt deren erstes Science-Fiction-Opus Der schweigende Stern (1960). Die Koproduktion mit Polen, nach einem Roman von Stanislaw Lem, erzählt von der Expedition eines Raumschiffs mit internationaler Besatzung auf den Planeten Venus. Von dem stammt eine 1908 in der Wüste Gobi niedergegangene kosmische Spule, der zu entnehmen ist, dass die Venus-Bewohner einen Angriff auf die Erde planten.

Gentechnik 1972

Bei der Landung auf der Venus entdeckt die Mannschaft aber keine Lebewesen, sondern nur eine gigantische Vernichtungsmaschinerie mit immer noch starker atomarer Strahlung. Außer Kontrolle geraten, hat sie sich offensichtlich gegen ihre Erbauer gerichtet. So kommen die Astronauten mit einer aktuellen Warnung auf die Erde zurück. Schon hier, wie auch in späteren sogenannten „utopischen“ Filmen, unterscheiden sich östliche Produktionen des Genres von Hollywoods Entwürfen durch eine humanistische Botschaft. In seinem vorletzten Film Januskopf griff Maetzig 1972 ein uns noch heute beschäftigendes Thema auf – die Problematik genetischer Forschung und die Verantwortung des Wissenschaftlers. 1975 verabschiedete er sich als Regisseur mit Mann gegen Mann, auch da noch stilistisch Neues versuchend.

Ein nie realisiertes Wunschprojekt blieb die Verfilmung von Heinrich Manns Henri Quatre. Die Linie der französischen Aufklärung habe ihn immer beeinflusst, sagte Maetzig in einem Interview, die Erfüllung des Humanismus als Regierungsprinzip sei ihm der wertvollste Aspekt in dem Roman. Es gibt unter denen, die Filmgeschichte geschrieben haben, wenige von so wachem Bewusstsein wie ihn.

Heinz Kersten ist der einzig noch aktive Filmkritiker, der den Beginn der DEFA schreibend erlebt hat. Eine Reihe von Maetzigs Filmen zeigt das Filmmuseum Potsdam. Am 28. Januar findet dort eine ausverkaufte Festveranstaltung statt, auf der Christiane Mückenbergers Interviewfilm Mich interessiert immer der erste Schritt, das Entdecken, das Erfinden Premiere haben und Gregor Gysi mit dem Jubilar sprechen wird. Der MDR zeigt am 24. Januar Das Kaninchen bin ich (22.05 Uhr), der RBB am 25. Januar Die Buntkarrierten (22.45 Uhr)

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