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Kultur : Es ist so fucking dated

Wie der Schriftsteller Rainald Goetz einmal im Fernsehen das ­Format der Gesprächsendung mit Gesprächen über das Fernsehen revolutionierte: "Fernsehen I-III"

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Viele schauen das ZDF-Nachtstudio nur wegen des Gastgebers Volker Panzer und seiner grauen Anzügen, grauen Krawatten und dunklen Hemden. Die Gesprächssendung gibt es seit 1997, sie ist immer noch und immer wieder herausragend, aber der absolute Höhepunkt werden die drei Sendungen vom September 2001 bleiben, die unter dem Titel Fernsehen I – III liefen. Das dort ausprobierte Format geht zurück auf die Erzählung Dekonspiratione von Rainald ­Goetz, in der „eine wöchentliche Talkshow übers Fernsehen“ projektiert wird: „Drei feste Leute, ein Gast, fünf vorher festgelegte Sendungen der vergangenen Woche, die dann nach Art des literarischen Quartetts diskutiert werden.“

Nach genau diesen Regeln wurde die Show im ZDF dann auch umgesetzt. Als feste Leute waren Rainald Goetz selbst, Moritz von Uslar und natürlich der Moderator Volker Panzer dabei, ein von Anfang an eingespieltes Dreamteam. Als Gäste wurden die Autorin Alexa Hennig von Lange sowie die TV-Kritikerinnen Klaudia Wick und Barbara Sichtermann dazugeholt. Die erste Folge – Einar Schleef gewidmet – lief am 5. September 2001. Besprochen wurde etwa die Kulturzeit auf 3sat, die grundsätzlich gut wegkam, auch wenn Moritz von Uslar bezüglich der damals neuen Moderatorin Tina Mendelsohn feststellte: „Ich will nicht eine Sendung sehen, wo eine Moderatorin sagt: ,Ich hab’ in der New York Times gelesen‘, ... da denk’ ich sofort: Halbwissen, unangenehm, unseriös, will ich nicht so gerne weiterschauen.“

Das größte Kunstwerk?

Die drei Nachtstudio-Sendungen sind voll von solchen Bonmots, was nicht unbedingt erwartet, wer die Diskussion von Kriterien einer Kritik für das Langweiligste hält, das man sich vorstellen kann.

Zu den weiteren besprochenen Sendungen gehörten so unterschiedliche Formate wie TV Total (ProSieben), die RTL-Reality-Show Gestrandet, Herrchen gesucht (HR3), Sabine Christiansen (ARD) und Sex and the City – die Serie war damals gerade auf ProSieben angelaufen. Die erste Staffel war 1998 produziert worden, und drei Jahre später fand Goetz das darin aufgebotene Bilder- und Themenarsenal „extrem historisch“ („Es ist so fucking alt, es ist so dated“).

Weiterschauen wollte er die Serie damals trotzdem, es war gerade die Zeit, als in Deutschland das Serienjunkietum begann. Plötzlich konnte man wildfremde Menschen fragen, ob sie Six Feet Under, 4. Staffel, 5. Folge, gesehen haben, als wären das Referenzpunkte wie in früheren Jahren Bibelstellen.

Am Schluss des Nachtstudio-Experiments wurde in der Runde die Frage gestellt: „Ist das Fernsehen als Ganzes vielleicht das größte Kunstwerk des 20. Jahrhunderts überhaupt?“ Wenn man das damals, mit Enzensbergers Begriff vom „Nullmedium“ im Hinterkopf, als provokant empfunden haben konnte, so handelt es sich heute um eine berechtigte, wenn nicht rhetorische Frage – aus kunsthistorischer Sicht. Denn das 20. Jahrhundert ist genauso vorbei wie das Fernsehen, wie wir es kannten.

Frank Fischer betreibt mit anderen den Feuilletonblog umblaetterer.de. Dort ist eine Langfassung des Textes erschienen. Fernsehen IIII auf YouTube (in 14 Teilen)


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