Kaum Bühne, fast nur Mikro

Literarische Kultur Aus aktuellem Anlass: Eine kurze Geschichte der Berliner Lesebühnen. Von einem, der dort über 15.000 Texte gehört hat
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Im Jahr 1991 versuchte ich, meinen Liebeskummer zu stillen, indem ich den Spuren folgte, die Andrea für mich hinterlassen hatte. So hatte sie einmal von einem sonntäglichen Frühschoppen im Café Paz in der Rosenthaler Straße geschwärmt, wo Männer aus Westdeutschland etwas vorlesen würden. „Frühschoppen“ erinnerte zwar fatal an die betulich-verrauchte Sülze, die man aus dem ARD-Mittagsfernsehen mit Werner Höfer kannte. Aber meine Neugierde war stärker und zahlte sich aus. Sechs Männer, die sich eigenwillige Pseudonyme, wie Bov Bjerg, Doktor Seltsam oder Hinnark Husen gegeben hatten, ließen die vergangene Woche Revue passieren. Lesend. Ich war fasziniert. Irgendwie erinnerte es an Kabarett, aber es gab da noch e