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101 Gründe, Cannabis zu lieben

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Copa 71

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Screen Time. Videokunst in Leipzig seit 1990

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Kultur : Anstrengender Dialog

Manchmal muss man Frauen zu ihrem Glück einfach zwingen: Immer mehr Männer sind für die Frauenquote. Für Frauen gilt das nicht unbedingt, wie unser Autor feststellt

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Vielleicht finden wir Männer Frauen deshalb so faszinierend, weil sie so herrlich kompliziert sind. Meine Freundin zum Beispiel gerät oft in Rage, wenn wir am Morgen die politische Lage des Landes debattieren. Besonders bei der Frauenquote. „So ein Schwachsinn“, sagt sie dann und köpft das Frühstücksei. „Wenn wir so gut sind wie ihr, brauchen wir keine Quote.“

Überhaupt, wie ich mir das vorstelle: „Wenn ein 35-jähriger Mann einer Frau im selben Alter vorgezogen würde, weil der Chef denkt, dass sie bald schwanger wird – dann sollte man eher dafür kämpfen, dass den Kerlen eine Gebärmutter oder ein neues Gehirn ­implantiert wird!“ Für solche Sätze liebe ich meine Freundin und schmiere mein Nutella-Brot.

Ich versuche es sachlich: „Wirtschaftsforscher wissen, dass Frauen in Führungspositionen mehr Gewinn für die Unternehmen bedeuten. Warum soll man da nicht per Gesetz nachhelfen?“ Das hat EU-Justizkommissarin Viviane Reding der Familienministerin Kristina Schröder auch gerade vorgeschlagen und ihr mütterlich erklärt, dass sie früher ebenfalls anders dachte. Inzwischen aber wisse sie, dass ein wenig Druck am Ende durchaus helfen könne. Nun fordern sogar CDU-Männer wie Bundestagspräsident Norbert Lammert von Frau Schröder eine gesetzliche Quote. So wie ich von meiner Freundin.

Endlich als Politikerin versagen

Sie schenkt uns beiden Kaffee nach. Meine Argumente scheinen sie kalt zu lassen. Sie: „Merkel hat es schließlich auch an die Spitze des Staates geschafft.“ Ich: „Aber alle Parteien außer der CDU haben eine Quote.“ Wieder sie: „Siehst du, so eine Merkel braucht das aber nicht. Sie hat’s eben drauf.“ Wieder ich: „Aber warum sollte die Wirtschaft nicht einführen, was der Politik gut tut?“ Wenn sie jetzt kein Müsli im Mund hätte, würde sie bestimmt schreien: „ABER ICH WILL KEINE QUOTENFRAU SEIN!“

Zum Glück hat sie Müsli im Mund. ­Wenig später ist sie dann auf dem Sprung zur Arbeit. Schon in der Haustür ruft sie noch, nicht jede Frau sei für hohe Posten geeignet, nur weil sie eine Frau ist. Sie lässt die Namen Nahles und Künast fallen – und dann fällt auch die Tür ins Schloss. Und ich kann mich nur wundern, wie klein sich Frauen oft machen: Kein Mann würde das Versagen von Rösler, Gabriel und Pofalla damit begründen, dass das Männer sind.

Hier sind wir beim Kern der Quoten-Debatte. Es geht nicht um Quantität, sondern darum, dass Frauen in gehobenen Positionen selbstverständlich werden müssen. Dass eine Frau nicht als Frau versagt, sondern als Politikerin oder CEO – so wie die Männer auch. Und dass es rein technisch nun mal unmöglich ist, Männern eine Gebärmutter einzupflanzen. Manchmal muss man Frauen zu ihrem Glück einfach zwingen und ihnen ermöglichen, was für uns Männer selbstverständlich ist. Und ganz eigennützig: Wir müssen die Wirtschaft durch das brachliegende Wissen und die Klugheit der Frauen beflügeln. Schade, dass nun keine mehr zu Hause ist, um das zu diskutieren.

Als taktischer Mann könnte ich es mir leicht machen. Ich müsste meine Macht nutzen und könnte zu Hause für alles Mögliche eine Quote einführen, damit meine Freundin sie dann jedes Mal wieder abschafft. Vielleicht würde ihr Widerstand ja eines Tages kleiner. Denn, verdammt, gerade unser Frühstücksstreit zeigt doch, wie stark wir vom Dialog profitieren. Wie ich diese herrlich anstrengenden Gespräche mit ihr liebe!

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