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Politik : Wir müssen draußen bleiben

Das UN-Millenniums-Ziel, die Armut bis 2015 weltweit zu halbieren, ist unrealistischer denn je. Um so mehr sollten sich die G20 in Pittsburgh dieses Themas annehmen

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Wenn sich die Mächtigen der Welt in Pittsburgh treffen, um gemeinsame Lösungen zur Bewältigung der Finanzkrise zu finden, sitzen die eigentlichen Opfer der Krise noch nicht einmal am Katzentisch. Bis Ende 2010 werden 89 Millionen Menschen in den ärmsten Ländern der Welt in extremste Armut abgleiten, so ein Bericht, den die Weltbank in der vergangenen Woche Woche vorstellte. Extreme Armut bedeutet, weniger als 1,25 Dollar pro Tag zur Verfügung zu haben. 1,4 Milliarden Menschen – fast jeder vierte Bewohner des Planeten – gehören zu diesen Ärmsten der Armen. Mit den UN-Millenniumszielen nahm sich die Weltgemeinschaft zur Jahrtausendwende vor, diese Zahl bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Doch das war vor der Krise, mittlerweile sind die Stimmen, die eine Bekämpfung der Armut fordern, merklich verstummt.

Wie es scheint, ist sich in der Krise jeder selbst der Nächste. Deutsche Politiker versuchen mit Steuermilliarden Automobilproduzenten zu retten – US-Politiker auf gleiche Weise das amerikanische Finanzsystem. Länder wie Burundi, Mali oder der Tschad haben allerdings weder die Mittel noch die Möglichkeiten, solche Konjunkturprogramme aufzulegen. Die ärmsten Länder sind in der Regel von Rohstoffexporten abhängig und die Rohstoffpreise fielen im Sog der Krise weltweit.

Es sind allerdings nicht nur schwindende Exporterlöse, die den ärmsten Ländern zu schaffen machen. Transferzahlungen von Arbeitsmigranten in die Heimat sind ebenfalls stark zurückgegangen – in der Krise verlieren sie oft zuallererst ihre schlecht bezahlten Jobs. Vor allem aber geraten die nationalen Währungen im Sog der Krise unter Druck. So zahlen die Bewohner vieler Staaten immer noch Rekordpreise für Importgüter wie beispielsweise Benzin, obwohl der Weltmarktpreis in Dollar merklich zurückgegangen ist.

In Pittsburgh werden die Stimme dieser Ärmsten der Armen nicht gehört werden. Im Gegenteil – sie werden sogar von Marktliberalen für ihre Ziele instrumentalisiert. Wenn Weltbankchef Zoellick in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen ausgerechnet diese Menschen argumentativ vor seinen Karren spannt, um gegen eine „Überregulierung“ des Finanzsystems zu wettern, so ist dies nicht nur durchsichtig, sondern auch schäbig. Was den Ärmsten der Armen am ehesten helfen würde, wäre ein Schuldenerlass und ein fairer Abbau von Subventionen in den Industriestaaten. Nur dann haben afrikanische Produkte auf den lukrativen Märkten Europas und Nordamerikas eine Chance. Aber wenn es um den Verzicht protektionistischer Handelsschranken im eigenen Lande geht, sind die Mächtigsten der Welt alles andere als marktliberal – das wird sich auch in Pittsburgh nicht ändern.

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