Quasi über Nacht

China Es gibt ein Kontrastprogramm für Shanghai, die Stadt der Weltausstellung. Der Osten ist reich – der Westen dagegen auffallend arm und ein Zufluchtsort für Obdachlose
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Vagabund Zhang Lin legt im Shanghaier Volkspark gerade seine Hand in den Abfallbehälter, als ihm jemand auf den Rücken schlägt. „Da war schon einer vor dir da”, sagt Lao Jun, der wie Zhang eine olivgrüne Armeejacke trägt. Er streift schulterlange Haarsträhnen nach hinten und grinst. Zhang zuckt mit den Schultern und zieht seinen Einkaufsroller neben sich auf die Bank. Er kramt aus seiner Hosentaschen fünf Yuan, umgerechnet 50 Cent, und drückt sie Lao Jun in die Hand. Der verbeugt sich und eilt davon. „Lao Jun weiß weder wer er ist noch woher er kommt”, sagt der 39-jährige Zhang, „er gehört wirklich zu den Armen hier.“ Zhang weiß, wovon er spricht. Er lebt sei neun Jahren auf den Straßen von