"Wir zahlen den Wikileaks-Leuten kein Gehalt"

Geld Reisekosten, Hardware, keine Spesen, keine Honorare: Die Wau Holland-Stiftung macht erstmals Angaben darüber, wie die Spenden für Wikileaks verwendet werden

Nach Angaben der gemeinnützigen Wau Holland-Stiftung sind bisher weniger als zehn Prozent der bei ihr eingangenen Spenden für die Aufdecker-Plattform Wikileaks ausgegeben worden. "Bisher haben wir etwa 30.000 Euro ausgezahlt", sagte der 2. Vorsitzende der Stiftung, Hendrik Fulda, am Dienstag auf Anfrage des Freitag. Damit machte die Stiftung erstmals Angaben, wofür die aufgrund der Veröffentlichung eines Militärskandal-Videos eingenommenen Mittel verwendet würden.

Laut Fulda sei für Folgendes Geld geflossen:

- Reisekosten für die Wikileaks-Sprecher Julian Assange und Daniel Schmitt

- Computer-Hardware, vor allem für Server

- Verträge für Datenleitungen

"Meines Wissen haben die Wikileaks-Leute damit die größten Löcher gestopft, um ihre Webseite wieder online gehen zu lassen", sagte Fulda. Die Tatsache, dass wikileaks.org seit Monaten nicht erreichbar und bis heute keine Dokumente eingereicht werden können, hatte Fragen aufgeworfen, wie transparent Wikileaks mit den Spenden umgehe. Diesen Eindruck sucht die Wau Holland-Stiftung nun zu zerstreuen. Ihr Konto gibt Wikileaks als Zielkonto für europäische Spender an. "Geld gibt es von uns nur gegen Ausgabebeleg. Wir zahlen den Wikileaks-Leuten kein Gehalt, keine Honorare, keine Tagessätze und nicht einmal die Spesenpauschalen wie sie im deutschen Steuerrecht vorgesehen sind", sagte Fulda.

Die Wau Holland-Stiftung ist nach dem freidenkerischen Philosophen und Gründer der politisch aktiven Hackervereinigung "Chaos Computer Club" benannt, der sie nahe steht. Laut dem Hessischen Stiftungsverzeichnis hat sie ihren Sitz in Guxhagen, tritt für Informationsfreiheit ein und ist als gemeinnützig anerkannt. Ob sie gemeinnützig arbeitet kontrolliert das Finanzamt Kassel, ob sie durch ihre Arbeit den Stiftungszweck erfüllt, überwacht wiederum das Regierungspräsidium Kassel. Laut dem Hessischen Stiftungsgesetz müssen Stiftungen bis Ende September jeden Jahres eine Abrechnung, eine Vermögensübersicht und einen "Bericht über die Erfüllung des Stiftungszwecks" bei den Behörden einreichen. Sie sind allerdings nicht zur deren Veröffentlichung verpflichtet.

Um mehr Licht in die oft geheim gehaltenen Finanzen von Stiftungen zu bringen hat der deutsche Zweig von Transparancy International die "Initiative Transparente Zivilgesellschaft" ins Leben gerufen. Sie soll Organisationen überzeugen, sich selbst zur Veröffentlichung der zehn wichtigsten Informationen auf ihrer Webseite zu verpflichten, unter anderem die Jahresabrechnungen, Tätigkeitsberichte und die Satzung. Anders als viele Organisationen, die Spenden einnehmen, hat die Wau Holland-Stiftung diese Selbsterklärung noch nicht unterschrieben. "Mir war die Initiative bisher nicht bekannt. Man muss bedenken, dass wir alle ehrenamtlich arbeiten", sagte Fulda.

Allerdings könne jeder Interessierte die Dokumente bei der Stiftung anfordern. Bis August wolle die Stiftung außerdem eine detaillierte und elektronisch analysierbare Aufstellung über den Ein- und Ausgang der Spenden auf ihrer Homepage veröffentlichen. "Bisher haben wir noch nie mit so viel Spenden zu tun gehabt, da wäre es übertrieben gewesen, ein Spenden-Analyse-Tool zu Verfügung zu stellen. Aber sobald mehr Geld fließt, ist es ja eine absolut verständliche und gesunde Nebenwirkung, dass nach dessen Verbleib gefragt wird", sagte Fulda. Auch die Wikileaks-Macher selbst kündigten über Twitter eine Erklärung an. Um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, wäre es sicher schlau, wenn es darin auch um den Verbleib der außereuropäischen Spenden gehen würde, die nicht bei der Wau Holland-Stiftung ankommen.

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