Wulffs Woche

Chronik Man kann wahrlich nicht behaupten, irgendein Detail über den Bundespräsidenten sei diese Woche unter dem Teppich gelandet. Fünf haben wir dennoch in aller Kürze analysiert

./resolveuid/f904e8e3c47f634bc6968b52610e788bNeujahrsempfang
Schädelbasislektion
Vielleicht tritt Christian Wulff ja zurück, wenn die Haut in seinem Gesicht gänzlich durchscheinend geworden ist. Oder wenn er eines Morgens aufwacht, seine Frau anschaut und ihr in den Schädel hineinblicken kann, weil das, was wir salopp als Fassade bezeichnen, mit einem Mal verschwunden ist. Auf den Bildern vom Neujahrsempfang im Schloss Bellevue am Donnerstag jedenfalls konnte man sehen, 
wie viel Kraft zwei Menschen aufbringen können, um sich im wahrsten Sinne des Wortes: zusammenzureißen. Nun ist Mitleid keine politische 
Kategorie, oder zumindest nur eine nachgeordnete. Mitleid aber war 
es, das aufkam, als man die beiden da sah. Doch wem hilft das? JaH

./resolveuid/226edeccf6cc3854e3b2b3d78659096cUpgrade
Vielflieger
Am Freitag hoffte der Bundespräsident auf einen ereignislosen Tag. Aber schon in den frühen Morgenstunden sah er sich mit dem Vorwurf konfrontiert, er hätte sich und seiner Familie per Meilenupgrade Businessplätze 
auf einem Transatlantikflug geleistet. 
Die Ausrede seines Anwalts, die dafür nötigen Meilen hätte er „seit Ende der Achtziger“ privat zusammengeflogen, konnte er wohl selbst nicht recht 
glauben. Zwei Tage später kam raus, dass ihm ein Filmunternehmer zum 
Oktoberfest ein Upgrade im Münchner 5-Sterne-Hotel Bayerischer Hof bezahlt hatte. Zur Stunde heißt es, man prüfe Wulffs Alibis für den Mord an JFK, 
den Ausbruch der Vogelgrippe und das Sinken der Costa Concordia. kro

./resolveuid/32c04d9f42de209ffce404847f258b56Twitter
Übersprungshandlung
Die Nachricht war so kurz wie mehrdeutig: „Jens Spahn“. Diesen Namen schickte Peter Altmaier in der Nacht zum Samstag per Twitter in die Welt. Schnell hatten die Leser des Parlamentarischen Geschäftsführers der Unionsfraktion herausgefunden, was 
gemeint war. Sein Parteikollege Spahn hatte sich auf Facebook über das Krisenmanagement von Wulff mokiert. War Altmaiers Tweet also die verklausulierte Kritik eines an die Parteidisziplin gefesselten Politikers? Aber auf gar keinen Fall, versicherte Altmaier schnell. Er habe Spahns Eintrag nur googeln wollen, habe den Namen 
aber versehentlich in sein Twitter-Programm eingegeben. Ein Missgeschick. Nichts weiter? skra

./resolveuid/5ed994f14d614b35f6eb489967403de6Talk of the Town
’s Wulfferl
Zum Buprä darf ja nun jeder was sagen. Der Rede wert ist das nicht mehr. Aber wie sich einige über ihn ausgelassen haben, ist halt, nun ja, doch ganz erfrischend. Helmut Dietl beispielsweise, jenes Regisseurl aus Bayern, dessen Filmerl Zettl demnächst in die Kinos kommt. Zum Häusl allerdings, „wo 
einer ein paar Hundert Euro spart“, stellt er am Montag im Spiegerl ein für alle Mal klar, was zu sagen, ist ihm „einfach zu blöd“. Die Bettina hingegen findet er sexy. Aber, hmm, das hat 
er über die Vroni auch schon gesagt. Und keiner hats lustig gefunden. 
Alles in allem ist es ein doch großer Schmarrn, dem wir da aufsitzen. Denn: ’s Wulfferl ist doch nicht der Ceauşescu! Und Servus. JaH

./resolveuid/723427d3497b562bc53a47a938c5d1d8Tagesgeschäft
Doppelbelastung
Auch wenn es zurzeit anders aussieht, die Medien interessieren sich bei 
Weitem nicht für alles, was Christian Wulff so macht. Die Fairness gebietet es daher, an dieser Stelle daran zu 
erinnern, dass der Bundespräsident mehr kann als reisen, Häuser bauen und von Fotos lächeln. Zu erwähnen ist beispielsweise, dass Wulff am Montag anlässlich des anstehenden 300. Geburtstags von Friedrich II. zu Ehren von Georg Friedrich Prinz von Preußen ein Abendessen veranstaltete. Am Dienstag eröffnete er in Hannover 
die Villa Seligmann des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik und 
am Mittwoch wollte er schließlich mit 
Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas zu Mittag essen. skra


(Alle Fotos: AFP/ Getty Images; außer (3) und (4): Holger Hollemann/ dpa)

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