Lichtscheues Gesindel

Imagepflege Vor 100 Jahren wurde aus Prestige- und Kommerz-Gründen die Stadt Rixdorf am Rande Berlins in Neukölln umbenannt. Es blieb vergeblich – der Ort wahrte den schlechte Ruf
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Preußens „größtes Dorf“ – so nennt man Rixdorf vor den Toren Berlins bis zur Verleihung der Stadtrechte im Jahre 1899. Nach 1871 steigt die Einwohnerzahl auf über 100.000, um bis 1910 regelrecht zu explodieren. Nun leben in der so rasant wachsenden Kommune bereits 250.000 Menschen. Die meisten Zuwanderer kommen aus dem ländlichen Osten des Reiches und suchen ihr Glück in der expandierenden Industrie der Hauptstadt – kinderreiche Familien, ungelernte Arbeiter, Landvolk. Rixdorf hat bald den höchsten Arbeiteranteil aller Berliner Vorstädte und eine proletarische Aura, in der ein Milieu-Maler wie Heinrich Zille ein Motiv nach dem anderen hat. Doch nicht allein Unterschicht und Überbevölkerung prägen die sozialdemok