„Systemsturz“ von Kohei Saito: Kapitalismuskritik auf Japanisch
In Japan verkaufte sich Kohei Saitos Buch „Systemsturz“ eine halbe Million Mal. Das ist erstaunlich für eine marxistische Kampfschrift. Wie kommt dieser Hype zustande und: ist er berechtigt?
Aiwangers Flugblatt: Ein Lehrstück über die Funktionsweise von Antisemitismus
Ein wütender Schuljunge schreibt halt mal ein antisemitisches Hetzblatt – so klingt die Erklärung des Bruders Hubert Aiwangers. Seine Begründung zeigt den Mechanismus psychischer Entlastung, der dem modernen Antisemitismus innewohnt
Nachruf auf Bert Papenfuß: „Für mich kam er vom Himmel und war perfekt“
Einige Jahre war man im Westen verzückt über diese Szene im Prenzlauer Berg, von den jungen, unangepassten Dichtern, die auch mal in Bands spielten, mit benachbarten Malern Ausstellungen machten. Bert Papenfuß war einer von ihnen
„Risse“ von Angelika Klüssendorf: Streng, lakonisch, niemals geschwätzig
Wie Angelika Klüssendorf in „Risse“ eine triste Kindheit in der DDR erinnert, ist ein literarisches Ereignis. Klüssendorf steht mit ihrem Roman auf der Longlist des Deutsches Buchpreises. Zu Recht
„Judenfetisch“ von Deborah Feldman: Das gestörte Verhältnis der Deutschen zum Judentum
Ihre Flucht aus orthodoxen Verhältnissen kennen Millionen. In ihrem neuen Buch „Judenfetisch“ schreibt Deborah Feldman über jüdische Obsessionen in Deutschland und Israel. Ein mutiges und wichtiges Buch
Werner Grassmann: Der Kinoerzähler
Werner Grassmann war Regisseur, Produzent und erfand mit dem Hamburger Abaton das Programmkino. Ideen dafür steuerte er bis zu seinem Tod mit 96 Jahren bei
Lausitz Festival: Komm, Schöpfer Geist
Das Lausitz Festival eröffnet mit Zimmermann und Verdi: In geistlicher Musik erklingt die Hoffnung auf eine bessere Welt
Sport macht glücklich – wegen dieses seltsamen Gefühls, eine Art Geheimnis zu haben
Die Entspannung des Körpers nach dem „Air“ beim Skaten, das „Runner’s High“ oder die Bananenflanke direkt ins Tor: Sport ist Glück, wenn der Kopf gegenüber dem Körper ins Hintertreffen gerät. Das kann nur erahnen, wer sich selbst bewegt
Besuch im Londoner Globe Theatre: Shakespeare als Kräuter-Gin
Unsere Kolumnistin wollte möglichst nah ran an die Blood-Crime-Love-Revenge-und-Sex-Ästhetik von Shakespeare. Aber alles, was sie im Londoner Globe Theatre fand, war ein gut bestückter Merchandise-Shop und mittelmäßiges Sprech-Theater
Robert Wilsons „Ubu“ beim Kunstfest Weimar: Antifaschistische Meditation
Das Kunstfest Weimar positioniert sich offen gegen das Erstarken der Rechten in Thüringen. Robert Wilsons Meditation über Alfred Jarrys antiautoritäre Groteske „Ubu Roi“ mit rekonstruierten Kostümen von Joan Miró passt da gut ins Programm
Berlins Plan für den Molkenmarkt: Kommt jetzt der touristengerechte Historismus?
Seit den 1990ern ringt der Berliner Senat um den Molkenmarkt in Mitte. Jetzt liegt der Rahmenplan für die Bebauung vor. Imitate sollen nicht überhandnehmen, sagt der Senator. Konservativ sind die Pläne dennoch
Schreibwaren von A bis Z: Absolute Beginner am Ratzefummel
Das Ende der Ferien naht. Der Schulranzen muss jetzt gepackt werden! Den geistigen Überbau zum Einkauf liefern Peter Handke, ein Buch zum Spitzen eines Bleistifts mit 224 Seiten und unser Wochenlexikon
„The Artist“ von Anna Haifisch: Hinter Bleistiftgittern
Die Künstlerin Anna Haifisch zeigt, dass man Glück oft dort findet, wo man es nicht erwartet
„Brauchen wir Ketzer?“ von Marko Martin: Mutig, auch wenn sie Angsthasen sind
Marko Martin ist ein Intellektueller mit ungeheurer Produktivität. Einer, der wehtut, stets wohltuend skeptisch bleibt, der aus Prinzip im Strom nicht mitschwimmt. In elf grandiosen Essays versammelt er „Stimmen gegen die Macht“
Herrndorf-Biografie: Lass niemals einen Germanisten ran
Jeder kennt seinen Welterfolg, seinen anarchischen Roman "Tschick". Vor zehn Jahren nahm sich Wolfgang Herrndorf das Leben. Eine Biografie wollte er keinesfalls. Nun erscheint doch eine
„Jeder schreibt für sich allein“: Die nicht vor den Nazis flohen
In Dominik Grafs Dokumentarfilm „Jeder schreibt für sich allein“ hinterfragt Anatol Regnier die Haltung von Hans Fallada, Erich Kästner & Co. zur Zeit des Nationalsozialismus
„The Inspection“ von Elegance Bratton: Schwuler Schwarzer Atheist wird Soldat
Schwarz und schwul zu sein ist nicht die beste aller Kombinationen für ein Bootcamp in South Carolina. Elegance Bratton verarbeitet im Film „The Inspection“ seine Zeit als homosexueller Rekrut bei der US-Armee
Oh Boy: Männlichkeit in Zeiten der Nabelschau
Ein Mann schreibt in einem Sammelband darüber, wie er zum Täter wurde. Gegen den Willen des Opfers. Wie hätte man das verhindern können? Indem man die Männlichkeitsdebatte aus der endlosen Selbstbefragung holt, meint unsere Autorin
„Links ist nicht woke“ von Susan Neiman: Rosa Luxemburg statt Barack Obama
Die Philosophin Susan Neiman will die Linken von den „Woken“ trennen und hält die Fahne der Aufklärung hoch. Ihr Unterfangen scheitert – aber was ist denn dann links?
Naika Foroutan zum Aufstieg der AfD: „Wagenknecht-Partei könnte Game Changer sein“
Die Migrationsforscherin Naika Foroutan hält den Aufstieg rechtsextremer Parteien für aufhaltbar und sieht Deutschland als Verlierer im globalen Wettbewerb, wenn über Einwanderung nicht endlich anders diskutiert wird
Mall of Anonymous von Shayne Oliver im Schinkel Pavillon: Was verblüht denn da?
In einem der totesten Winkel von Berlin-Mitte zeigt der Schinkel Pavillon Kunst, aktuell die des Modedesigners Shayne Oliver. Pretty? Ja, nur anders, als man denkt
Pardauz! Wie man Mensch wird durch Kunst in Vaduz
Laura Ewert hat in Vaduz Paco Knöllers Ausstellung „Unter mir der Himmel“ besucht. Im Zentrum steht die Menschwerdung – kein kleines Thema – das von Kurator Wieczorek in seiner Komplexität und Fragilität gleichzeitig ausgeleuchtet wird
„Trotz“ von Ronja von Rönne: Rückwärtsgewandt wird es schnell toxisch
Bekannt wurde Ronja von Rönne mit einem skandalträchtigen Essay über Feminismus. Ihr neues Buch handelt vom „Trotz“ und liest sich einmal mehr meisterhaft selbstironisch, lässt aber Entscheidendes vermissen
Eva von Redecker im Podcast-Gespräch: „Freiheit bedeutet, Zeit zu haben“
Wenn es um das Klima geht, starren wir auf die zukünftige Erderwärmung. Die Philosophin Eva von Redecker glaubt, dass dadurch der Blick für das Hier und Jetzt verloren geht. Mit Jakob Augstein spricht sie hier über ihr Buch „Bleibefreiheit“