Die Komponistinnen, die Bassenge für ihr im März erscheinendes Album „Mothers“ ausgewählt hat, könnten auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein – von der Hippie-Ikone Joni Mitchell über Eurythmics- Sängerin Annie Lennox bis zu Pop-Phänomen Billie Eilish. Und doch haben sie viel gemeinsam. „Viele Lieder erzählen von einem Moment der Selbstermächtigung dieser Frauen – und dem Erfolg, der folgte. Das ist etwas, das mich sehr berührt hat, weil Frauen sich oft nicht so viel zutrauen und denken, die bräuchten Zuspruch von außen“, erklärt Bassenge. „Auch ich habe, als ich als Teenager angefangen habe zu singen, oft gehört ‚Frauen können keine Musik machen‘. Generell haben wir in den letzten Jahren auf jeden Fall große Fortschritte gemacht, aber wir haben trotzdem noch einen langen Weg vor uns, bis Frauen die Anerkennung bekommen, die sie verdienen.“
Junge und alte, populäre und weniger bekannte Künstlerinnen stehen auf „Mothers“ nebeneinander. Das Stück „Freight Train“ stammt von der US-amerikanischen Folk- und Blues-Musikerin Elizabeth Cotten, die ihr Leben lang als Nanny gearbeitet hat und erst im Alter von weit über 60 Jahren einem breiteren Publikum bekannt wurde. Von der Schwedin Robyn wählte Bassenge das Stück „Dancing On My Own“, das von ihrem ersten selbst produzierten Album stammt, und von Lady Gaga die Ballade „Joanne“, weil die Amerikanerin sich auf dem gleichnamigen Album mehr denn je offenbarte. Und „Don’t Come Home A-Drinkin’“ stammt von Country-Star Loretta Lynn. „Sie hat eine wahnsinnig spannende Biografie”, so Bassenge. „Im Alter von 15 hat sie ihren Mann geheiratet und danach sechs Kinder von ihm bekommen. Ihr Mann ist die ganze Zeit fremdgegangen, hat getrunken wie ein Loch – und trotzdem hat sie es geschafft, eine der bekanntesten Country-Sängerinnen der Welt zu werden.“
Lisa Bassenge covert die zwölf Stücke nicht nur, sie macht sie sich zu Eigen – mit ihrer wandelbaren, gefühlvollen Stimme und der sanften Jazz-Instrumentierung. Wie schon bei ihrem Vorgänger-Album „Borrowed and Blue“ nahm sie „Mothers“ mit dem schwedischen Pianisten Jacob Karlzon und dem dänischen Bassisten Andreas Lang auf. „Ich würde mich auf jeden Fall als Feministin bezeichnen und fand es deshalb passend, dass dieses Album mit Musik von Frauen von Männern miteingespielt wird“, sagt sie. „Genauso wie Frauen Musik von Männern spielen, sollte es ganz normal sein, dass Männer von Frauen komponierte Lieder spielen. Denn ganz unabhängig vom Geschlecht sind das einfach tolle Songs, die es verdient haben, Aufmerksamkeit zu bekommen.“