Die Inspiration für dieses Projekt kommt aus einer Region, die mich nie losgelassen hat: dem Sektor El Chivato Viejo in der Atacama-Wüste im Norden Chiles. Ein einsamer Ort, weit entfernt von Städten und Gemeinden, der seit Hunderten von Jahren von Bergleuten ausgebeutet wird. Der Ort löst in mir widersprüchliche Gefühle aus. Einerseits üben die Spuren vergangener Leben in dieser wunderschönen Weite eine starke Anziehungskraft auf mich aus, da sie unsere winzige Existenz bestätigen. Gleichzeitig verspüre ich ein Gefühl von Einsamkeit, Schutzlosigkeit und Verletzlichkeit.
Mit Bitter Gold möchte ich einen kulturellen Reichtum aufwerten, der jahrhundertelang vernachlässigt wurde, aber für die Geschichte des amerikanischen Kontinents von großer Bedeutung ist. Es erscheint mir unglaublich, dass im 21. Jahrhundert in Chile Bergbau immer noch mit einfachsten Mitteln betrieben wird. Chile und mehrere andere Länder in unserer Region leben seit Jahrhunderten von der Ausbeutung durch den Bergbau und viele unserer politischen, sozialen und kulturellen Strukturen sind von dieser Tatsache betroffen. Ich glaube, dass es wichtig ist, sich auf diese Realität zu konzentrieren. Zum einen, weil dadurch unser ausbeuterisches Wirtschaftssystem und sein kulturelles Erbe, das einer kolonialen Logik folgt, die besagt, dass Reichtum „gefunden“ statt „aufgebaut“ werden muss, in Frage gestellt wird. Zum anderen, weil es eine Ursache für Armut, Ungleichheit und Diskriminierung in der Gesellschaft darstellt, auch wenn wir gerne glauben würden, dass wir in einer viel solideren Welt leben. Meine Absicht ist es, diese Realität den Zuschauern durch den Film näherzubringen.
Natürlich handelt es sich bei Bitter Gold nicht um einen traditionellen Western mit Cowboys zu Pferd und Revolvern am Gürtel, sondern um eine moderne Interpretation einiger seiner Elemente. Im traditionellen Western steht in der Regel ein männlicher Held im Mittelpunkt – oft ein Einzelgänger oder Außenseiter – , der sich gegen eine feindliche Umgebung, Gesetzlosigkeit oder eine Bedrohung von außen behaupten muss. Bitter Gold ist in diesem Sinne ein Neo-Western, weil er dieses klassische Muster aufbricht und neben einer komplexeren, durchaus auch ambivalenten Erzählung eine junge Heldin radikal in den Mittelpunkt seiner Erzählung stellt. Die Handlung spielt in gesetzlosen Gebieten, in denen Gerechtigkeit ein fragiler Wert bleibt. Der Schutz der Menschen liegt in der Verantwortung jeder einzelnen Person oder von jemandem, der diese Rolle übernehmen möchte. Es besteht Lebensgefahr durch die Natur und Gewalt. Es gibt sogar eine Beute (die Goldmine), um die die Charaktere kämpfen. Das Wüstenklima, seine Farben, die Isolation und die Weite der Landschaften, in denen vorspanische Bergbauaktivitäten, verlassene Eisenbahnlinien, alte Telegrafenmasten und Straßen, die ins Nirgendwo führen, zu finden sind, sind ebenfalls visuelle Elemente, die zur Schaffung einer Atmosphäre beitragen, die zwar exotisch ist, aber mit der Vorstellungswelt der westlichen Tradition in Dialog tritt. Darüber hinaus arbeitet er in Bezug auf die dramatische Struktur mit drei klar voneinander abgegrenzten Akten, die am Ende ihren Höhepunkt erreichen.
Gleichzeitig ist der Film auch ein Coming-of-Age-Film. Die Hauptfigur beginnt in einem moralischen Wertesystem, in dem sie andere (in diesem Fall ihren Vater und die Gruppe der Bergleute) beurteilt, um schließlich ihre eigenen Überzeugungen in Frage zu stellen.
Der Film hinterfragt eine Welt, in der Besitz über den Sinn des Lebens bestimmt. Carola und Pacifico träumen von einem anderen Leben – doch der Wunsch nach Freiheit führt sie geradewegs in eine Falle. Sie stecken fest, ohne Ausweg. Als Carola sich gegen Ende des Films in der Einstellung der Bergleute wiedererkennt und sich von ihrem eigenen Ehrgeiz leiten lässt, beschließt sie innezuhalten und nicht das Lebensmuster zu wiederholen, das ihren Vater zum Tode verurteilt hat. Carola entscheidet sich für das Sein statt das Haben.
– Juan Francisco Olea, Regisseur von Bitter Gold