In Kooperation mit Studiocanal

„Stiller“ als Spiegel unserer Zeit

Max Frischs Stiller bleibt aktuell: Regisseur Stefan Haupt beleuchtet in seiner Neuverfilmung die Krise männlicher Identität, den Wandel von Geschlechterrollen und die Unfähigkeit zur Liebe – eine zeitlose Suche nach dem Ich

James Larkin White (Albrecht Schuch) und Stillers Frau Julika (Paula Beer)

Foto: Studiocanal

Zum Kommentar-Bereich
Stiller

Stiller

Stefan Haupt

Drama

Deutschland 2025

99 Minuten

Ab 30. Oktober 2025 im Kino!

In Kooperation mit Studiocanal

Stiller

„Wie weit sind wir mittlerweile von Stillers Männer- und Frauenbild entfernt – und wie sehr prägen und beeinflussen uns diese tief eingelagerten Identifikationsmuster heute noch?“

Auch nach knapp 70 Jahren sind die Themen, die in Max Frischs Roman „Stiller“ (1954) behandelt werden hochaktuell. Unsere Unfähigkeit zur Liebe, unsere Suche nach Identität, unser Gefangensein in gefestigten Vorstellungen und Bildern unseres Gegenübers, von uns selbst, unsere Fragen nach „lebbaren“ Beziehungen, nach unserer Liebesfähigkeit, das Gefangensein in narzisstischer Ich-Bezogenheit, genauso wie die Sehnsucht, diese überwinden zu können: das sind zeitlose Themen, die im Roman auf eine solch packende Art und Weise aufgegriffen werden, dass es sehr spannend ist, sie in neu adaptierter Form auf die große Leinwand zu bringen. Im Landesmuseum Zürich war vor einigen Jahren eine vielbeachtete Ausstellung zu sehen: „Der erschöpfte Mann“. Dort war zu lesen: „Im Laufe der Geschichte haben Männer zahlreiche heroische Ideale für sich geschaffen: strahlende Sieger, selbstherrliche Schöpfer, Abbilder Gottes. Doch jedes Ideal entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Überforderung, an der der Mann schließlich zerbricht.“ Genau daran leidet unser Stiller.

Vor dem Hintergrund der heute breit diskutierten Genderthematik und in einer Zeit, in der Männlichkeit in einer Krise steckt und zu Recht hinterfragt wird, gibt es somit Gründe genug, die Geschichte eines Mannes zu erzählen, der mit seiner männlichen Identität hadert, der sein eigenes Bild von Männlichkeit hinterfragen muss und auf radikale Weise nach einem neuen sucht. In unserer filmischen Adaption geht es aber nicht nur um die Männer, auch die Frauenfiguren wurden gestärkt und ihre Geschichten gleichermaßen hervorgehoben. Letztlich ist Stiller eine Liebesgeschichte. Nicht romantisch, im Sinne von: „Am Ende kriegen sie sich, und sind glücklich“. Nein, es geht um die Fragen: Wie geht das eigentlich: Liebe? Welche Sehnsüchte sind da im Spiel? Welche Besitzansprüche? Welche fixen Bilder, von uns selbst, vom Mannsein, vom Frausein? Welche Ängste? Und wie sehr kann es gelingen, sich neu zu erfinden, nochmals zu beginnen, alleine – und auch gemeinsam?

– Stefan Haupt, Regisseur von Stiller

Articles & Services

Stefan Haupt verfilmt Max Frischs „Stiller“

Stefan Haupt verfilmt Max Frischs „Stiller“

Regisseur Stefan Haupt bringt Max Frischs Roman „Stiller“ neu auf die Leinwand – mit Albrecht Schuch, Paula Beer und Max Simonischek in den Hauptrollen. Ein intensives Spiel um Identität, Erinnerung und die Suche nach dem wahren Ich

„Verrat fühlt sich immer ziemlich gleich an“

„Verrat fühlt sich immer ziemlich gleich an“

Albrecht Schuch und Paula Beer sprechen über ihre gemeinsame Arbeit an „Stiller“: über produktive Konfrontation, Vertrauen am Set und die Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen. Ein Gespräch über Liebe und Identität

Starkes Spiel von Verwirrung und Erkenntnis

Starkes Spiel von Verwirrung und Erkenntnis

Stimmen aus dem Netz: „Paula Beer ist in ihrem feinen Spiel perfekt für die Rolle der Julika besetzt, gibt der Figur die passende Eleganz und Verletzlichkeit, aber auch eine kühle Härte.“

Stiller | Trailer (dt.)

Das Werk von Max Frisch gilt heute als das wichtigste Erbe der neueren deutschen Literatur und wird jetzt mit STILLER wieder filmisch erlebbar. Besetzt mit Albrecht Schuch und Paula Beer als entfaltet die Adaption des Romans ihre erzählerische Kraft

I'm Not Stiller | Trailer (engl.)

BAFTA Nominee Albrecht Schuch and Berlinale Silver Bear Winner Paula Beer star in I'M NOT STILLER. World Premiere tonight at the Munich International Film Festival. In cinemas across Germany from October 30 and coming soon internationally

Albrecht Schuch und Sven Schelker | Interview

Ein Mann namens James Larkin White wird in einem Schweizer Zug festgenommen. Doch die Polizei glaubt, er sei der vermisste Künstler Anatol Stiller. Gespräch mit Albrecht Schuch und Sven Schelker

Stefan Haupt und Max Simonischek | Interview

«Stiller» feierte seine Schweizer Premiere am vergangenen Zurich Film Festival, bei dem Cast und Crew natürlich mit von der Partie waren. Am Tag der Premiere trafen wir Regisseur Stefan Haupt und Schauspieler Max Simonischek zum Interview...