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Hardcover, gebunden

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Kultur : Menschen, die die Eifersucht plagt

52 Bücher in 52 Wochen: Mikael Krogerus nimmt einen Klassiker ins Programm und liest Shakespeares "Othello". Zum Glück kannte er die Handlung bereits vor der Lektüre...

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Was habe ich gelesen?
Othello" target="_blank">"Othello" von William Shakespeare

Seitenzahl: 110

Amazon-Verkaufsrang: 38.795

Warum habe ich es gelesen?
Meine Frau schaute sich die Liste meiner bisher gelesenen Bücher an. Ihr Urteil: alles ziemlich flach. Also dann halt ein Klassiker.

Worum geht es:
Edler Mann in Topstellung (Othello) mit heißer Braut (Desdemona) wird von übergangenem Angestellten (Jago) fertig gemacht: Desdemona soll etwas mit dem engsten Vertrauten des Chefs gehabt haben! (Mit Cassio – einem lustigen Kerl, der für jeden Spaß zu haben ist, von Dingen spricht, von denen er keine Ahnung hat und auch sonst zu gefallen weiß). Othello tickt etwas gar heftig aus und ermordet in einem irren Akt seine Braut, obwohl Desdemona (Typ superbraves Topmodel) natürlich nie im Leben ihren Mann betrügen würde. Das Bermuda-Dreieck der Trivial-Gefühle: Neid–Eifersucht–Wut.

Was hängen bleibt:
Die Über-Reaktion Othellos. Man denkt: Die hat dich doch gar nicht betrogen! Denk doch mal nach. Und selbst wenn: Verzeih ihr doch, Herrgott, sie ist halt fremdgegangen. Das kommt vor. In was für einer Welt lebst du eigentlich? Okay, sei wütend, mach ihr eine Szene, vögel’ eine andere, lass dich scheiden. Aber bring sie doch nicht um! (Ich persönlich, aber das nur am Rande, hätte ja eher Cassio erledigt). Shakespeare – meiner Meinung nach ein früher Meister der Bollywood-Erzähltradition, er wurde bloß etwas barock übersetzt –, peppte das ganze mit einer fürchterlich moralischen Note auf. „Othello“ handelt letztlich von der albernen Gegenüberstellung der „wahrhaft treuen“ Beziehung Othellos zu Desdemona mit der „Scheinehe“ Jagos mit Emilia. Noch deutlicher der Vergleich mit der unbestimmten Beziehung Cassios zur Prostituierten Bianca, die er niemals heiraten würde, mit der er doch ins Bett geht und die er dann mit Standard-Sätzen abfertigt („nicht dass ich dich nicht liebe“).

Das beste Zitat:
„Gefiel es Gott,
Durch Trübsal mich zu prüfen, göss’ er Schmach
Und jede Kränkung auf mein nacktes Haupt,
Versenkt’ in Armut mich bis an die Lippen,
Schlüg’ samt der letzten Hoffnung mich in Fesseln,
Doch fänd’ ich in einem Herzenswinkel
Ein Tröpfchen von Geduld. Doch mich zu machen
Zum Bilde für die Zeit des Hohns,
Mit langsam drehendem Finger drauf zu weisen –
Und dies auch könnt’ ich tragen, sehr, sehr wohl.
Doch da, wo ich mein Herz als Schatz verwahrt –
Wo ich lebe und nirgends sonst;
Hab ich einen Quell, der mir Leben schenkt,
und Trockenheit mir Tod – von dort vertrieben sein,
Oder ihn schaun als Sumpf für ekler Kröten
Begehren – dann, Geduld, du junger, rosenwangiger Cherub, verfinstre dich!
Wechsel dein Gesicht. Werd’ schwarz wie die Hölle,
Wie ich.

(Es geht darum, dass Othello sagt, er könne alles ertragen, aber nicht dort verletzt zu werden, wo er sich sicher wähnt. Tja, welcome to life.)

Wie liest es sich?
Ganz ehrlich? Mühsam. Zum Glück fiel mir nach wenigen Seiten ein, dass ich die Oper schon mal gesehen hatte. Kannte also die Handlung, die sich aus dem Volltext stellenweise nur schwer herauslesen lässt. Shakespeare schrieb das Stück 1602. Übersetzt wurde es 1843. Schwer vorstellbar, dass die Menschen damals so verdreht sprachen.

Wer sollte es lesen?
Menschen, die die Eifersucht plagt.

Was lese ich als nächstes?
Das bin doch ich">Das bin doch ich“ von Thomas Glavinic.


Die Alltagslektüre: In seiner Kolumne unterzieht Freitag-Autor Mikael Krogerus jede Woche ein Buch einem persönlichen Lese-Check. Zuletzt: ("Seufze mein Herz, aber brich mir nicht") von Mark Levengood

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