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Kultur : Gedankenloser Sex

52 Bücher in 52 Wochen: Mikael Krogerus liest nochmal nach, wie sich Rebecca Casatis Held aus "Hey hey hey" durchs Alphabet poppt - und liebt sie dennoch

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Was habe ich gelesen? Rebecca Casati, Hey Hey Hey (Diana 2001)

Seitenzahl: 219

Amazon-Verkaufsrang: 786.386

Warum habe ich es gelesen? Ich war erst halbwegs durch mit Sigmund Freud (unter uns: kein Pageturner) und sah mich plötzlich genötigt, ein Buch in einer Nacht zu lesen. Und weil es die Woche der „Fräuleinwunder“ beim Freitag ist, dachte ich mir, dass ich jenes Buch wiederlesen sollte, dass mir von allen Fräulein-Schriften am stärksten in Erinnerung geblieben war: Hey Hey Hey.

Worum es geht? 25-jähriger Mann vögelt sich durchs Alphabet.

Was bleibt hängen? Die Idee. Sie ist großartig. Ich bin der Meinung, beim ABC des Bücherschreibens ist die Idee das A. Leider kam Casati nicht viel weiter als bis zum A. Der Rest, also die Umsetzung, die Handlung, die merkwürdig prüden Sex-Beschreibungen („Irgendwann küsste ich sie dann auf die Schläfen. Wo es nach teurem Shampoo roch“), der ganze Überbau („Von meinem Vater weiß ich fast nichts. Über ihn wurde geflissentlich geschwiegen“) – langweilig. Man wünscht sich beim Lesen, Bukowski hätte die gleiche Idee gehabt. Das Buch, für das Casati kolportierte 150.000 D-Mark Vorschuss erhielt, wurde natürlich ausnahmslos verrissen. Man kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das Buch ihr noch heute peinlich ist. Sicher ist auch: dass ich der einzige bin, dem es gefallen hat. Nicht das Buch selbst, wohl aber die Idee. Unweigerlich prüft man sein persönliches Abc. Casati ging es, glaube ich, um eine Kritik an der Beliebigkeit oder so ähnlich. Vielleicht wäre ein schonungsloser Selbstversuch im Namen der Wissenschaft, ein gigantisches Gay-Talese-artiges Experiment aufschlussreicher gewesen. Ich frage mich gerade, ob ich diese Kolumne nicht leicht verändern sollte: „52 Frauen in 52 Wochen“. Sicher, man würde einige treue Freitag-Leser verlieren, aber mal ehrlich: würden Sie nicht auch ab und zu reinschauen?

Wie liest es sich? Ich bin auf Seite 124 eingeschlafen. Ungefähr an dieser Stelle: „Ich beschloss, nicht in die Badewanne zu gehen, das fand ich unmännlich.“ Man muss ja auch nicht jedes Buch zu Ende lesen.

Der Stil? Casati war wohl nicht die Klassenbeste unter den Fräuleinwundern, eher: versetzungsgefährdet. Heute ist sie fast 40, schreibt in der Süddeutschen Zeitung, ich lese sie gerne.

Fazit: Die Zeit heilt alle Wunder.

Das beste Zitat: „Natürlich ist Z nicht nur der letzte, sondern auch einer der schwierigsten Buchstaben des Alphabets, wenn’s um Mädchen geht.“

Wer sollte es lesen? Schlaflose.

Was lese ich als nächstes? „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ von Sigmund Freud.

Die Alltagslektüre: In seiner Kolumne unterzieht Freitag-Autor Mikael Krogerus jede Woche ein Buch seinem persönlichen Lese-Check. Zuletzt: "Das bin doch ich" von Thomas Glavinic

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