Was habe ich gelesen?Stuff White People Like von Christian Lander
Seitenzahl: 224 Seiten
Amazon-Verkaufsrang: 2.494 der englischen Bücher
Warum habe ich es gelesen? Auf inständige Bitte der Kulturredaktion, gebe ich diese Woche eine Sommer-Lektüre-Empfehlung für den typischen Freitag-Leser. (Das versprochene Boxbuch – The Fights, von Charles Hoff, ist aufgrund seiner Maße (26 x 23,6 cm) und teuren Fotographien und gewaltverherrlichenden Darstellungen weniger geeignet.)
Worum geht es? Um die 150 Dinge, die weißen Menschen wichtig sind. Von Yoga (Nr. 15) über Kaffee (Nr. 1), DJs (Nr. 129), Religionen, denen ihre Eltern nicht angehören (Nr. 2), bis hin zu Ironie (Nr. 50), Mehrsprachige Kinder (Nr. 79), The Wire (Nr. 86), und, besonders gut, Der einzige Weiße irgendwo sein (Nr. 73).
Was bleibt hängen? „Weiße Menschen“ klingt nach anthropologischem Hauptseminar (Levi-Strauss) oder, schlimmer noch: nach einem popkulturellen Spätwerk von Nickel oder Kracht. Das Gegenteil ist richtig: Das Buch ist eine gnadenlos gute Tiefenanalyse unserer westlichen Kultur. Anfangs lacht man über die anderen, dann erinnert man sich an gute Freunde, die genauso sind, und dann zum Schluß muss man sich eingestehen, dass man noch nie so gut selbst beschrieben wurde wie in diesem Buch. Lander zeigt mit beneidenswerter Eindeutigkeit, dass kluge Analyse nicht humorfrei, und Pauschalisierungen über Volksgruppen nicht dumm sein müssen. Es ist das Buch des Jahres. Uneingeschränkt empfehlenswert. Kaum zu glauben, dass die deutsche Lizenz noch nicht vergeben ist.
Wie liest es sich? Der Autor des Buches, Christian Lander, ist Blogger und Texter. Das spürt man auf jeder Seite: knappe, gute Sätze. Kurze Kapitel, immer mit Spannungsbogen und Witz. Aufgrund der Struktur (150 kleine Kapitel) ist es die ideale Schnell-Lektüre für den Strand.
Das beste Zitat? Man kann beliebig wählen, zum Beispiel aus Follow their dream (Nr. 131): „From a very young age white people have been told that the greatest thing they can do is to follow their dreams. And that they should not listen to anyone who tries to hold them back. Within white culture this law is as unbreakable as gravitiy“.
Wer sollte es lesen? Freitag-Leser
Fazit: Das einzige, was mir an dem Buch nicht gefiel: dass ich es nicht selbst geschrieben habe.
Was lese ich als nächstes? The Fights von Charles Hoff
Die Alltagslektüre: In seiner Kolumne unterzieht Freitag-Autor Mikael Krogerus jede Woche ein Buch seinem persönlichen Lese-Check. Zuletzt:"Das Mädchen seiner Träume" von Donna Leon.