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52 Bücher in 52 Wochen: Mikael Krogerus fährt verliebt in die Schweiz - und ist daher zur Lektüre von Annemarie Schwarzenbachs Buch "Eine Frau zu sehen" gezwungen

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Was habe ich gelesen? "Eine Frau zu sehen" target="_blank">Eine Frau zu sehen" von Annemarie Schwarzenbach

Seitenzahl: 76 Seiten

Amazon-Verkaufsrang: 109.301

Warum habe ich es gelesen? Ich war in den Ferien in der Schweiz. Und verliebt. Wer verliebt in der Schweiz ist, muss Annemarie Schwarzenbach lesen.

Worum geht es?
 Es ist das Jahr 1929. Die junge Erzählerin trifft im Fahrstuhl eines Luxushotels in St. Moritz auf eine mysteriöse Frau: "Eine Frau zu sehen: nur eine Sekunde lang, nur im kurzen Raum eines Blickes, um sie dann wieder zu verlieren, irgendwo im Dunkel eines Ganges, hinter einer Türe, die ich nicht öffnen darf". So beginnt Annemarie Schwarzenbachs zärtliche, aber nie unangenehm intime Liebeserklärung an eine Frau. Und so endet sie, 60 Seiten später: "Damit war ich plötzlich allein und meiner Entscheidung überlassen". Dazwischen entspannt sich eine seltsam berührende Liebesgeschichte voller Erotik, ohne dass die damals erst 21-jährige Autorin auf die bemühten Mittel des Voyeurismus zurückgreifen würde. Annemarie Schwarzenbach starb 1942 im Alter von nur 34 Jahren nach einer Fehldiagnose und geschwächt von jahrelanger Morphiumsucht in ihrem Haus in Sils im Engadin. Sie war die größte Schriftstellerin der Schweiz.

Was bleibt hängen?
 Das Foto der Autorin auf der Rückseite des Buches; es ist von einer solch herben, schillernden Schönheit, dass ich mir wünschte, die Frau zu sein, die sie sah.

Wie liest es sich? Annemarie Schwarzenbach schrieb schön und – so stellt man es sich vor – mit geradem Rücken. Sie liest sich ein wenig wie Christa Wolf oder Markus Werner. Der Gedanke daran, dass sie erst 21 war, als sie im Jahre 1929, in der ehrwürdigen NZZ, offen über Homosexualität schrieb – verleiht der Novelle eine kulturhistorische Brisanz. Das Wissen über ihre unerwiderte Liebe zu Erika Mann eine unwiderstehliche Traurigkeit.

Das beste Zitat? (Die Erzählerin steht vor dem Spiegel): "Dann tritt mir mein Bild entgegen, das Bild eines jungen Menschen, ich stütze die Hände gegen das Glas und betrachte es, mir ist, als gewänne ich dieses blasse und von heimlichem Fieber bebende Gesicht lieb, als hätte ich vordem nicht so gut gekannt, ich ging an seiner Traurigkeit vorüber, kein Lächeln schenkte ich diesen von Frage und schwermütigem Ernst erfüllten Augen, keine Nachsicht hatte ich für diese Hände, die hell und mager sind und deren Schlankheit mir heute zum ersten Mal schön erscheint".

Wer sollte es lesen?
 Alle, die über die Liebe und das Leben grübeln und darüber, warum das eine oder das andere mal wieder nicht funktioniert.

Was lese ich als nächstes? "Money" von Martin Amis.

Die Alltagslektüre: In seiner Kolumne unterzieht Freitag-Autor Mikael Krogerus jede Woche ein Buch seinem persönlichen Lese-Check. Zuletzt:

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