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Jürgen Todenhöfer

Hardcover, gebunden

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Drama

Deutschland, Polen 2025

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Ab 8. Mai 2025 im Kino!

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Kultur : Sind Sie unglücklich?

Mikael Krogerus legt all jenen, die süchtig sind, sich nach etwas zu sehnen, ein wunderbares Buch ans Herz: "Wahre Geschichten" von der Konzeptkünstlerin Sophie Calle

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Was haben ich gelesen:Wahre Geschichten" target="_blank">Wahre Geschichten von Sophie Calle


Seitenzahl: 83


Amazon-Verkaufsrang: 505.999

Warum habe ich es gelesen?


Die Französin Sophie Calle ist meine Lieblingskünstlerin. Sie macht Konzeptkunst, glaube ich. Lässt sich also zum Beispiel von einem Privatdetektiv beschatten und schreibt über das Gefühl, zu wissen, dass man beobachtet wird, aber nicht von wem. So Zeugs. Ein bisschen 1990er, ich weiß, aber ich mag's. Ich bewundere sie für ihre Selbstzweifel, für ihr konstantes Verletzen der Grenzen des Privaten, für ihr Ausloten der Zwischenmenschlichkeit – und für das Coverphoto des Buches, auf dem Sie ihre hinreißend schöne Brust in der linken Hand hält.

Worum geht es?


Sophie Calle hat in diesem schmalen Bändchen 36 sehr kurze, sehr intime Geschichten über sich selbst gesammelt: von ihrer Jugend und dem Aufwachsen in Paris, von ihrer verrückten Ehe, von Ritualen und Ängsten und Schmerzen und Sehnsüchten. Es geht bei ihr im Prinzip immer ums Unglück: Happy moments we do not share, scheibt sie irgendwo. Das ist aber nicht depressiv gemeint, in einer Episode beispielsweise erzählt sie, wie sich ein junger, frisch von seiner Freundin getrennter Mann in einem Brief an sie wendete: Er glaubte, nur in ihrem Bett wieder zu sich finden zu können. Daraufhin ließ Calle – ganz die Konzeptkünstlerin – ihr Bett samt benutztem Bettuch zu dem jungen Mann nach Kalifornien verschiffen, mit der Bitte, es zu retournieren nach erfolgter Heilung.

Was bleibt hängen?


Es sind irre Geschichten, die nur vordergründig von einer narzistischen Störung der Künstlerin erzählen. Aber lesen Sie selbst:

Der Arzttermin

Einmal ließ ich mich ärztlich untersuchen. Ich sollte einen sechsseitigen Fragebogen ausfüllen, fast 300 Fragen. Alles bis auf eine habe ich mit NEIN beantwortet. War ich schon einmal mit Röteln infiziert, mit Pocken, Windpocken, Cholera, Tetanus, Tuberkulose, Gelbfieber, Scharlach oder Typhus...? Hatte ich Schwindelgefühle, zu viel Cholesterin, Diabetes, Kopfschmerzen, Herzbeschwerden, Bauchschmerzen, Kinder, Allergien, Nieren- oder Gallensteine, Hitzewallungen, Zahnprobleme, Hörschwierigkeiten, epileptische Anfälle, Lendenwirbelschmerzen, Augenflimmern, Benommenheitsgefühle, Ohnmachtsanfälle? Und dann plötzlich und übergangslos unter all den anderen Fragen die eine: „Sind Sie unglücklich?“

Das beste Zitat:


Siehe oben.

Wer sollte es lesen?


Menschen, die süchtig sind, sich nach etwas zu sehnen.

Was lese ich als nächstes?

Jetzt aber wirklich: Der Begriff des Politischen, Carl Schmitt (es gibt keine unpassendere Lektüre für die Weihnachtszeit im Kreise der Familie).


Die Alltagslektüre: In seiner Kolumne unterzieht Freitag-Autor Mikael Krogerus jede Woche ein Buch seinem persönlichen Lese-Check. Zuletzt: African Psycho von Alain Mabanckou.

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