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Und folgt Dir keiner, geh allein

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Jürgen Todenhöfer

Hardcover, gebunden

24-seitige Bildtafel (in zwei Teilen)

464 Seiten

24 €

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Kein Tier. So wild.

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Burhan Qurbani

Drama

Deutschland, Polen 2025

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Ab 8. Mai 2025 im Kino!

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Neue Dauerausstellung ab 29. März 2025

Im Übersee-Museum Bremen

15 € | 7,50 € (ermäßigt)

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Kultur : Das Netz erliegt dem Gauck-Fieber

Twitter-Bilder, Online-Petitionen, Werbebanner: Im Einklang mit den Massenmedien gibt sich die Netzgemeinde dem Gauck-Hype hin. Woher kommt diese plötzliche Faszination?

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Selten marschiert die Netzgemeinde so im Einklang mit den Massenmedien, wie bei der Frage, wer neuer Bundespräsident werden soll. Nicht nur in der Presse – in einer großen Koalition von taz über Spiegel bis Bild –, auch im Internet ist Joachim Gauck auf dem Weg zum neuen Super-Star. Blogger und Twitter-Nutzer betreiben Wahlkampf für den Kandidaten der Opposition.

Auf der-gute-tweet.de/mygauck gibt es ein verpixeltes Gauck-Portrait zu sehen, zusammengesetzt aus vielen einzelnen Gesichtern. Das Mosaik besteht aus einer stetig steigenden Zahl von Twitter-Avataren – von Menschen, die einen Tweet mit #mygauck abgesendet haben. Aus ihren Twitter-Profilbildchen werden Gaucks Züge zusammengesetzt. Rund 1.500 Einzelfotos sind zu sehen, verrät der Programmierer Thomas Pfeiffer. Kommen neue hinzu, fliegen alte raus.

Wer nicht so gern twittert, aber ein Blog oder eine Webseite betreibt, kann seine Gauck-Unterstützung mit einer Idee von pottblog.de Ausdruck verleihen. Dort haben die Betreiber animierte Wahlwerbung eingebunden: In der rechten, oberen Ecke ist zunächst ein kleines Bild von Gauck zu sehen. Wenn man mit der Maus darüber fährt, wird es größer: „Ich unterstütze Joachim Gauck bei seiner Kandidatur zur Wahl des nächsten Bundespräsidenten!“ Solch prominente Werbeplätze waren in der Blogosphäre bislang Forderungen nach mehr Datenschutz und grenzenloser Netzfreiheit vorbehalten.

Für Gauck-Sympathisanten ohne eigene Webseite gibt es zudem den Klassiker: die Online-Unterschriftensammlung. Bei petitiononline.de kann man an die Bundestagsabgeordneten appellieren, für den ehemaligen Bürgerrechtler zu stimmen. Dazu gibt auch eigens eingerichtete Websites, etwa wir-fuer-gauck.de.

Woher kommt aber diese Aufmerksamkeit für die Bundespräsidenten-Wahl – eine Veranstaltung, die in der Vergangenheit höchstens Politologie-Studenten interessiert hat? Vielleicht ist es das Gerücht, Horst Köhler sei durch einen Blogger gestürzt worden, an dem sich einige berauschen. Vielleicht der kurzzeitige Schrecken, als „Zensursula“ von der Leyen für einen Tag als Nachfolgerin genannt wurde.

Dass nun aber mit solch einem Enthusiasmus für Gauck geworben wird, ist unverständlich. Die Argumente bleiben bei all den Netzspielereien ziemlich auf der Strecke. Während die Regierung ein Sparpaket mit extremen sozialen Einschnitten verabschiedet, gibt sich die Netzgemeinde lieber dem Personenkult hin.

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