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Hegemonie oder Untergang – Die letzte Krise des Westens?

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Kultur : Kann man besser leben?

Die WM ist ein Segen für unseren Kolumnisten: Endlich kann Mikael Krogerus seinen neurotischen Ordnungszwang bändigen und den Tag fest strukturieren. Seine erste WM-Woche

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Was habe ich gesehen? WM – die erste Woche (2010), Laufzeit: 1800 min (20 x 90), Regie: die Götter.

Warum habe ich es gesehen?

Es ist absolut legitim, sich über den medialen Overkill zu echauffieren, dem man derzeit ausgesetzt ist. Milliarden Zuschauer, Fahnen, Tröten, langweilige Spiele auf hässlichen Plasmabildschirmen… Doch selbst die abgekochtesten Fußballverächter müssen gestehen: Man kann die WM zwar albern finden, aber offensichtlich scheint diese Religion mehr Anhänger zu haben als das Christentum. Ich wollte die Sache Ernst nehmen und habe alle Spiele der ersten Woche geschaut (bis auf Algerien gegen Slowenien und – ein Glück – Japan gegen Kamerun).

Worum geht es beim WM-Schauen?

Ich leide unter einem fast neurotischen Ordnungszwang. Wer mich im Alltag sieht, würde es nicht glauben, aber ich halte Unordnung nicht aus. Zu meinem Leid fehlt mir aber das Talent für Ordnung. Das ganze wird nicht besser, wenn man, wie ich, freiberuflich arbeitet. Es heißt, Kinder brauchen Routinen. Ich denke: Erwachsene sind auch nur ehemalige Kinder. Mir würde der gut durchstrukturierte Tagesablauf eines Waldorf-Kindergartens sicher gut tun. Deshalb ist der WM-Rhythmus ein Segen für alle, die wie ich keinen vernünftigen Beruf ausüben: Man erwacht und steht sofort auf. Zum Frühstück gibt es die Spielberichte vom Vortag. Anschließend geht’s mit dem Kaffee, wer mag, zum Online-Wetten (habe, nur ein Beispiel, den Schweiz-Sieg vorhergesagt und die satte Quote von 9:1 kassiert; mein derzeitiger Favorit: 60:1, dass England das Finale erreicht, aber dann im Elfmeterschießen verliert).

Der erste feste Termin ist um 13 Uhr 30. Meistens schaue ich das Spiel bei meinem Nachbarn. Er hat auch keinen richtigen Beruf (er ist Künstler). Das Spiel endet so, dass ich meinen Sohn um 16 Uhr von der Schule abholen kann. Wir gehen dann entweder direkt in die Kneipe fürs zweite Spiel oder, wenn die Begegnung nach Langeweile riecht, auf den Bolzplatz um die Ecke und spielen gegen zwei türkische Nachbarskinder „Schweiz gegen Türkei“ (das erste Spiel haben wir unglücklich verloren, das zweite erinnerte an Deutschland gegen Australien). Gegen 18 Uhr 30 sind wir zurück, gerade rechtzeitig für die Gutenacht-Geschichte. Ich weiß nicht, wie Sie das Problem lösen, aber mein Sohn konnte bislang nur an vier von sieben Spieltagen einschlafen, ohne das Abendspiel geschaut zu haben. An den anderen Tagen also nahm ich ihn mit in die Eckkneipe für das 20 Uhr 30 Spiel. Einige Freunde waren da. Es gab Kartoffelsalat und Würste. Mein Sohn strahlte. Gleich war Anpfiff.

Was bleibt? Freunde, Fußball, innige Beziehung zum eigenen Kind. Kann man besser leben als so?

Diese Person wäre ich gern:

Winston Read, Neuseeland. Sein Kopfball in der 93. Minute zum 1:1 gegen die Slowakei wird in die (neuseeländische) Geschichte eingehen.

Was sehe ich als nächstes?

Werde versuchen, zwischen dem 16-Uhr-Spiel und dem 20-Uhr-30-Spiel den Dokumentarfilm Apan zu schauen.

Unser Kolumnist Mikael Krogerus sieht sich jede Woche einen Film an oder auch mal eine ganze WM. Vergangene Woche bereitete er sich darauf vor, mit Charlie und die Schokoladenfabrik von Tim Burton.

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