Empfehlung der Woche

Wings – Die Geschichte einer Band on the Run

Wings – Die Geschichte einer Band on the Run

Paul McCartney

Hardcover, gebunden

Mit 150 Schwarz-Weiß- und Farbfotografien, von denen viele noch nie zuvor veröffentlicht wurden.

549 Seiten

44 €

Zur Empfehlung
Sentimental Value

Sentimental Value

Joachim Trier

Drama

Norwegen, Dänemark, Schweden, Deutschland, Frankreich 2025

133 Minuten

Ab 4. Dezember 2025 im Kino!

Zur Empfehlung

Kultur : Muss Google die Wahrheit erzählen?

Was ist Satire und was eine unwahre Tatsachenbehauptung? Der Kolumnist Bastian Sick hat gegen Google geklagt, weil der Link auf einen Artikel für ihn rufschädigend sei

Zum Kommentar-Bereich

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Share Icon
Jetzt kostenlos testen

Satire ist nicht immer für alle sofort als solche identifizierbar. Zeitungsmacher, die auf Nummer sicher gehen wollen, kennzeichnen daher bisweilen satirische Texte: Vorsicht, lustig! Der Spiegel-Kolumnist Bastian Sick hat nun gegen die Suchmaschine Google geklagt, weil sie bei der Suche nach seinem Namen einen Link zu einem satirischen Artikel der Welt anzeigte: „Showbusiness: Eklat – Bastian Sick tritt unter Buhrufen ab“. Bei Google steht das ohne Hinweis auf eine Satire. Nach einem Urteil des Kammergerichts Berlin hat die Suchmaschine den Beitrag aus der Ergebnisliste gelöscht. Die Meinung der Juristen: Die satirische Darstellung der Welt werde bei Google zur „unwahren Tatsachenbehauptung“. Kann damit nun jeder bestimmen, was Google über ihn angibt?


Google möchte alle Mittel ausschöpfen, um den Rechtsstreit noch zu gewinnen. Ansatzpunkte dafür sind im Urteilsspruch enthalten. Der Such­maschinenfirma sei es „nicht möglich und zuzumuten“, jedes Ergebnis vor der Anzeige zu überprüfen. Das „würde ihr gesamtes Geschäftsmodell in Frage stellen“. Schließlich verwendet Google eine ausgefeilte Formel, um die Suchergebnisse automatisch zu berechnen. Laut Gericht hätte aber per Hand nachgebessert werden müssen, nachdem sich Sick beschwert hatte – was dann aber auf die Öffentlichkeit wie Zensur gewirkt hätte, vermutet Udo Vetter auf lawblog.de. Google ist zwar zu Zensur durchaus bereit, wenn es etwa darum geht, den chinesischen Markt zu erobern. Nun aber droht Google von Privatpersonen mit Klagen überschüttet zu werden.

Das Unternehmen argumentiert: Nutzer wüssten, dass sich hinter einem Link nicht immer genau das verberge, was man vermute. Das stimmt. Andererseits vertrauen der Suchmaschine sehr viele, gerade weil sie so intelligent ist – sie klicken vielleicht gar nicht auf den Welt-Artikel, sondern behalten bloß, dass Bastian Sick bei einer seiner Shows angeblich versagt habe. Braucht Google deshalb ab sofort einen Button, der Satirebeiträge kennzeichnet? Die dahinter stehende, viel grundsätzliche Frage aber ist: Muss Google die Wahrheit erzählen? Normalerweise würde das von einer Suchmaschine niemand erwarten. Aber inzwischen ist Google fast schon das alleinige Eingangstor zum Internet.

Bastian Sick freilich steht vor einem anderen Problem, falls er seinen Rechtsstreit doch noch verliert: Normaler­weise wäre die Welt-Satire in den Weiten des Netzes verschwunden, nun aber wird sie fleißig geklickt. Und das katapultiert sie im Google-Ranking ganz weit nach oben.

Themen

sticky banner image

35 Tage gratis zum 35. Geburtstag

der Freitag digital mit Zugang zu allen Artikeln auf freitag.de inkl. F+