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Die Psychologie des Populismus

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Kultur : Der Spion bin ich

Französische Lehrer sollen beobachten, welche Schüler andere auf Facebook mobben - so möchte es das Erziehungsministerium. Verhindern können sie die Beschimpfungen nicht

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Facebook ist kein Pausenhof. Oder?

Schülern hinterherschnüffeln bei Facebook – das steht zukünftig für französische Lehrer auf dem Stundenplan. Nach Plänen der Regierung sollen Pädagogen demnächst überwachen, ob ihre Schüler in dem sozialen Netzwerk andere mobben. Betroffenen Schülern soll geholfen werden, auf die Täter wartet eine Anzeige. Und das Facebook-Konto ist dann ebenfalls futsch. Das Unternehmen hat der französischen Regierung versprochen, die Profile von Mobbern zu löschen.

Für die harten Anti-Mobbing-Maßnahmen gibt es zwei Erklärungen: Zum einen fügen sie sich ein in Frankreichs rigide Netzpolitik – wer zum Beispiel illegal Musik herunterlädt, wird zweimal verwarnt, dann kann ein Gericht den Internetzugang kappen. Zum anderen hat eine neue Mobbing-Studie für viel Wirbel gesorgt: Angeblich wird in Frankreich jedes zehnte Kind beschimpft oder beleidigt.

Simulation politischen Handelns

Die oftmals unsichtbare Gewalt des Mobbings sollte niemand unterschätzen, die Folgen können von Depressionen bis zum Suizid reichen. Dennoch sind die Pläne des französischen Erziehungsministeriums eher als Simulation politischen Handelns zu ver­stehen. In der Praxis ist es nämlich eher unwahrscheinlich, dass die Lehrer überhaupt die Zeit finden, die Facebook-Seiten all ihrer Schüler im Auge zu behalten.

Es passt auch überhaupt nicht zu ihren sonstigen Aufgaben. Lehrer unterrichten – und sie sind dafür verantwortlich, was während der Schulzeit passiert. Wenn sie nun auch das Freizeitverhalten der Kinder und Jugend­lichen überwachen sollen, müssten sie demnächst auch offline an beliebten Treffpunkten patrouillieren und die ­Gespräche belauschen – es könnte schließ­lich ja auch dort gemobbt werden. Viel wäre schon getan im Kampf gegen das Mobbing, wenn Lehrer im Unterricht und in den Pausen mehr darauf achten würden, welche Kinder ständig beschimpft werden. Und wenn sie das dann in der Klasse auch besprechen würden.

Die Facebook-Spionage hingegen bringt dagegen wohl herzlich wenig: Selbst die Kleinsten der Kleinen wissen, dass das Internet mehr als Facebook zu bieten hat. Die Beschimpfungen verlagern sich bloß auf andere Seiten. Und selbst bei Facebook lässt sich trotzdem munter weitermobben – etwa indem nur noch private Nachrichten geschickt werden oder Profilseiten für Außenstehende gesperrt werden. Immerhin lehrt man die französischen Kinder dadurch Datenschutz im Internet. Wenn auch mit etwas eigenartigen Methoden.

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