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Früher sollten sie nur die Leichen waschen, aufbahren oder um sie klagen. Mittlerweile etablieren sich immer mehr Frauen in einer Männerdomäne: als Totengräberin

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Denken Sie an schwarz gekleidete Männer, wenn Sie sich Bestattungsunternehmer vorstellen?
Das könnte sich bald ändern. Denn nachdem Frauen die Durchführung von Begräbniszeremonien mehrere Jahrhunderte lang weitgehend verwehrt war, nehmen sie inzwischen endlich wieder eine Rolle bei unseren Beerdigungsritualen in Anspruch.

Wie hoch der Anteil von Frauen in der Branche tatsächlich ist, lässt sich allerdings nur schwer beziffern. „Wir führen keine Statistiken“, sagt zum Beispiel Dominic McGuire von der Nationalen Vereinigung der Bestattungsunternehmer (National Association of Funeral Directors Großbritanniens). „Doch im Vergleich zu vor zehn oder zwanzig Jahren arbeiten immer mehr Frauen – viele davon jüngere - im Bestattungsbereich.“

Viele sind in der Tat sehr jung. Gerade wurde die sechzehnjährige Rachel Ryan zu einer der jüngsten Bestattungsunternehmerinnen Großbritanniens. Sie trat im Unternehmen der Familie in die Fußstapfen ihres Vaters und ihrer Schwester Louise.

Frauen für die Software

Auch wenn der Gedanke, dass eine Frau den Körper eines Verstorbenen für die Beerdigung vorbereitet oder eine Beerdigungsprozession anführt, ungewöhnlich erscheinen mag, führt dies doch bloß zu althergebrachter Sitte zurück. Jahrhundertelang waren es nämlich Frauen, die für die Rituale der Waschung und Aufbahrung von Leichen verantwortlich waren. In Russland, berichtet Catherine Merridale in ihrem Buch Night of Stone, spielten Kinder einst „Beerdigungen, so wie sie Vater-Mutter-Kind spielten und die kleinen Mädchen halfen den alten Frauen dabei, die Leichen aufzubahren.“
Auch in der alten Kunst des Klagegesangs waren Frauen Meisterinnen. Die Raffinesse bestand darin, mächtige Gefühle und ritualisierte Kontrolle miteinander in Einklang zu bringen, den Emotionen Raum zu lassen, den Trauernden dabei aber Grenzen zu setzen und so den Ausbruch unbändigen Schmerzes zu verhindern. Die Männer bauten derweil die Särge und organisierten den Transport.

„Die Aufgaben waren aufgeteilt“, erklärt Charles Cowling, Autor des Good Funeral Guide. „Die Männer sorgten für die Hardware und die Frauen für die Software. Zusammengenommen wurde es dann eine ziemlich männliche Angelegenheit.“
Heute, wo unsere Bereitschaft wächst, den von einem Verlust ausgelösten Gefühlen öffentlich Ausdruck zu verleihen, ändern sich die Dinge allerdings.

Die Aufgabe des Bestatters sei sehr wichtig, „Frauen mit ihrer überlegenen emotionalen Fähigkeiten, haben den Eindruck, es besser machen zu können“, so Cowling. „Männer sind eher zugeknöpft.“ Während also rituelle Klagegesänge noch auf ihr Comeback warten lassen, könnte die erste Person, der wir uns in einem Todesfall zuwenden, bald immer öfter eine Frau sein.

Übersetzung: Zilla Hofman
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