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Kultur : Lob des Glotzens

Apple soll nun also am smarten Fernseher arbeiten. Aber wenn erst Algorithmen ein individualisiertes Fernsehprogramm für uns zusammenstellen, wird uns auch etwas geraubt

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Die Meldung hat für einigen Wirbel gesorgt. Apple arbeitet nach Steve Jobs’ Tod doch weiter an Innovationen und plant, groß ins Fernsehgeschäft einzusteigen. Man werkelt an der Smartglotze. Aber wie sieht der Fernseher der Zukunft aus? Die Sprach­erkennungs- und Assistentensoftware Siri wird wohl eingebaut. Das könnte dann so ablaufen: Ein kurzes Gespräch mit dem Apparat über Vorlieben und Abneigungen, schon kann der Zuschauer sich auf die Couch fallen lassen und die Algorithmen der Maschine zeigen ihm ein individualisiertes TV-Programm, gestreamt aus dem Netz. Woran wir uns bei der Google-Suche schon lang gewöhnt haben – je nach Nutzer eine individualisierte Trefferauswahl präsentiert zu bekommen –, das würde das Wesen des Mediums Fernsehen aber grundlegend zerstören. Diese Maschine ist nicht dafür gemacht, smart zu sein. Ihre Daseinsberechtigung ist es, dem ge­dankenvergessenen Glotzen zu dienen.

Das Image des Sich-wahllos-durch-die-Programme-Zappens hat in den vergangenen Jahren allerdings schwer gelitten. Wer etwas auf seine Bildung hielt, konnte lange nicht vom Fernsehen sprechen, ohne sofort den Satz ein­zustreuen: "Ich schaue fast gar nicht." Meist gefolgt von einem Lamento, dass man für so trivialen Zeitvertreib wirklich keine freie Minute übrig habe. Mittlerweile grenzt man sich jedoch anders vom RTL-Plebejer ab – mit dem Verweis auf den ausschließlichen Konsum US-amerikanischer Serien, die mindestens einen Produktionswert von drei Millionen Dollar pro Folge aufweisen oder wenigstens fünfmal hintereinander den Emmy fürs beste Drehbuch gewonnen haben.

Sich gezielt nur ausgewählte Sendungen anzuschauen, beraubt den Fernseher aber seines eigentümlichen Reizes, den Hans Magnus Enzensberger bereits 1988 in einer "technischen Annäherung an das Nirwana" erkannte. Das Nullmedium Fernsehen strebe eine völlige Inhaltslosigkeit an, schrieb Enzensberger und meinte das gar nicht so negativ, wie viele Kulturkritiker es verstanden. Man schalte den Fernseher ein, um vor ihm zu meditieren, weswegen es sich um eine "buddhistische Maschine" handle.

Das Lob eines völlig passiv machenden Mediums mag in Zeiten vermeintlicher Hyper-Interaktivität etwas anachronistisch wirken. Andererseits, benutzen nicht viele heute auch das Netz schon so? Indem man sich ziellos von einer Seite zur nächsten klickt, ohne an den Inhalten hängenzubleiben. Sollte das Internet auf diesem Weg noch weitere Fortschritte machen, dann, aber auch nur dann wäre die alte Glotze wirklich überflüssig.

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