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Kultur : Hatte Bin Laden auch eine Yoko Ono?

Der pakistanische Geheimdienst hat Details aus dem Eheleben Osama bin Ladens veröffentlicht. Von "Zickenkrieg" in Bin Ladens Haus schrieben Medien daraufhin reflexartig

Illustration: Otto

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Man hätte wirklich nicht mit Osama bin Laden tauschen wollen. Immer dieses un­angenehme Gefühl, verfolgt zu werden. Dazu der Stress, einer internationalen Organisation vorzustehen, die dauernd Key-Note-Ansprachen mit visionären Zielen erwartete. Und dann noch die schlechte Presse. Wie der Fernsehsender CBS vor Kurzem berichtete, dürften das aber gar nicht bin Ladens größte Sorgen gewesen sein. Vielmehr habe in seiner Familie einiges im Argen gelegen: Von "Zickenkrieg" und "Eifersuchtsdrama" zwischen drei seiner fünf Ehefrauen im Haus im pakistanischen Abottabad wurde berichtet.

Sein Bett hat bin Laden, so weiß man nun, mit seiner jüngsten Frau in einem Zimmer im dritten Stock geteilt. Eine andere Frau wohnte ein paar Meter weiter. Spannungen soll es gegeben haben, als die ältere Khairia Saber im Frühjahr 2011 im zweiten Stock einzog. Mit ihr war bin Laden seit 1980 verheiratet. Man hatte sich aber viele Jahre nicht gesehen. Die Umstände!

Einige WG-Mitbewohner, darunter ein Bin-Laden-Sohn, spekulierten darüber, dass Khairia den Aufenthaltsort ihres Manns den Amerikanern verraten könnte, weil sie auf die jüngeren Frauen eifersüchtig sei. "Ich habe noch eine Pflicht für meinen Mann zu erfüllen", soll sie gesagt haben. Aber bedeutete Khairia für Al-Qaida wirklich, was Yoko Ono für die Beatles bedeutete? War es eine Frau, die alles kaputtmachte?

Dass manche Medien nach dem CBS-Bericht diese Geschichte gern so erzählen würden, sagt wohl mehr über die gesellschaftliche Wahrnehmung von Frauen und Männern hierzulande aus, als über das, was in Abottabad wirklich passierte. Der Mann widmet sich in dieser Vorstellungswelt ganz seiner Sache – sei es die Karriere in der örtlichen Sparkasse, in einer pilzköpfigen Popband oder einem Terrornetzwerk –, während die Frau Zwietracht in den zwischenmensch­lichen Beziehungen sät. Und noch einen Vorteil hat diese Version der Geschichte: Sie lässt bin Laden seine dämonische Aufladung. Nicht durch eigene Fehler ist er zu Fall gekommen, sondern durch eine Intrige.

Allein, es gibt ein Problem bei dieser Version. Es gibt keinen Beleg für einen Verrat Khairias. Bin Laden scheint ihr das auch nicht zugetraut zu haben. Auf die Vorwürfe gegen sie habe er sehr ruhig, schon fast unbekümmert reagiert, berichtet CBS. Man muss sich eben auf seine fünf Frauen verlassen können.

Die wöchentliche Kolumne "Frauensache/Männersache" im Alltagsressort widmet sich Genderthemen und wird abwechselnd von weiblichen und männlichen Autoren geschrieben. Zuletzt schrieb Jana Hensel über Frauen in Zeitungsredaktionen.

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