King's Blues

Unbehaust - Können wir über die Banken lachen, wenn wir keine Komödien mehr schreiben?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Billy Wilder und Ernst Lubitsch sitzen in der Bebel-Bar: „Marlene soll in diesem Haus abgestiegen sein..... vorhin habe ich gedacht, sie steht drüben am Flügel und singt, aber als ich hinsah, war da nur der Pianist!“

„Sie ist mit einer jungen Amerikanerin unterwegs,“ hat Lubitsch gehört, „wir werden Marlene nicht treffen.....Frauen und Männer bewohnen nicht denselben Raum....“

„..... verschlagen in fremdeste Fremde. Eine kleine Insel ungewissen Daseins - so saßen sie da und wussten nicht wohin – und nur die Gewohnheit hielt sie am Leben.“

„Erich Maria Remarque!“ kommt wie ein Echo von Lubitsch.

„....eine plötzliche, unerklärliche Angst. So, als ob, wenn wir hier rauskommen, die Welt draußen auf einmal zusammengebrochen sein könnte...“ fährt Billy fort.

„Ich habe keine Angst, ich bin Regisseur,“ erwidert Lubitsch, „was hast Du in Berlin vor..... ein neues Drehbuch?“

„Nein, nein... nie wieder will ich in Berlin arbeiten... das letzte Mal haben die Kommunisten die Mauer durch die Stadt gezogen, wir mussten nachdrehen, was wird ihnen das nächste Mal einfallen? Ich will gar nicht dabei sein, wenn ich wieder einen Film in dieser Stadt drehe!“

„Der Kalte Krieg ist zu Ende, lass uns in den Süden gehen...... wir sollten einen Film über die Banken machen!“

Billy kichert: „Genug Stoff für eine große Komödie, eine böse, blutige Komödie, aber wer wird das produzieren? Hollywood hängt am Tropf!“

„Könntest Du eine Komödie über die Pleite der Deutschen Bank schreiben?“ insistiert Lubitsch.

„Geld ist den Deutschen heilig, die schlagen uns tot!“

„Keine Waffe ist so scharf wie ein guter Witz!“

„Du hast eine Idee?“

„Hab da eine Zeile im Ohr, aber die Musik fehlt noch: Republik der Bankrotteure...“

„Was soll das werden.....das ist nicht lustig, Mann!“

„Ja, Du hast recht.... die Deutsche Demokratische Bank ..... nennen wir sie lieber National-Bank, das klingt brav nach Schweiz... undercover arbeitet die geheime Bank der untergegangenen Republik auf den Caymans, kommunistisch kontaminiert bis in das letzte Schließfach, gegründet im Geist von Engels & Marx Brothers....Sieg über den Kapitalismus ist ihre Devise, sie züchten Anleihen, Optionen, Termingeschäfte, Wetterderivate, Zinsswaps, Swaptionen, Devisenfutures, Indexswaps, Junk Bonds... einen wüsten Zoo, aus dem sie den anderen Banken verrückte digitale Viren ins Portfolio schicken.... Groucho spielt den Bankdirektor, wir lassen ihn dicke kubanische verbrennen....“

„Was ist los mit Dir, niemand will das sehen!“

„Sie haben Erotik, Sex und Glamour gestohlen,“ murmelt Lubitsch düster, „in Hollywood waren wir die Könige der Welt, aber heute wir sind nur noch Bettler...... Banken fressen Geld wie eine gierige Schweinemast.... bis der letzte Schlachttag die Hungrigen erlöst.“

Ohcom’on, Du siehst schwarz....... ver is dat famis Lubitsch-Touch?“

„Wie können wir über die Banken lachen, wenn wir keine Komödien mehr schreiben?“

Billy Wilder lächelt, aber nur im Gesicht. Er hat Lubitsch immer bewundert. How would Lubitsch have done it, steht auf dem Bild gegenüber seinem Schreibtisch in Beverly Hills.

„Vielleicht liegt es an diesem verfluchten Ort... Draußen auf dem Bebelplatz haben die Nazis einen mächtigen Scheiterhaufen entzündet.... wir sollten diese Stadt verlassen.... vielleicht in die Berge gehen....“



Hier endet der 145. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.


Next

Back

Klick zum Gästebuch

Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

archinaut

Ein Blick weitet den Horizont: Dieser Blog zieht um die deutschen Häuser

archinaut

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden