15. Oktober: Aktionstag für "Echte Demokratie" und Wechsel

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Morgen also, am 15. Oktober, soll es passieren. Europaweit. Und auch in Deutschland. Der Protest über das nach wie vor ungezügelte Gebaren der "Diktatur der Finanzmärkte" (Stéphane Hessel in "Empört euch!"), die die Regierungen wie Marionetten nach dem Gusto ihrer grenzenlosen Gier an den Strippen zappeln lassen, soll europaweit auf Straßen und Plätze getragen werden.

Der 15. Oktober wurde zum "Europaweiten Aktionstag" ausgerufen. Ein Aktionstag, welcher möglichst vielstimmig "Echte Demokratie" fordert. Es ist gewissermaßen ein letzter Warnaufruf - So kann es nicht weiter gehen! - kurz vorm nächsten vor uns abfallendem Abgrund, worin wie giftiges, gefräßiges böses Tier die nächste - nun noch gefährlichere - Krise hockt.

Das Vertrauen in die uns regierenden Politiker ist im Eimer. Schon fragt kaum noch einer: Handeln die aus Nichtwissen oder mit Vorsatz (wenn ja: in wessen Auftrag und zu wessen Nutzen?) so, dass ihre "Rettungsaktionen" nur noch immer mehr Misstrauen in der Finanzwelt zur Folge habem, was die Krise nicht nur noch weiter verschärft, sondern mit jedem weiteren Tag, der diese mit irgendwelchen "Rettungschirmen" nur ein wenig aufschiebt, auch arg verteuert. Wer die Zeche ein weiteres Mal zu blechen hat, dämmert immer mehr Menschen: Die Armen, die Lohnabhängigen und die Rentner.

Sogar in den USA gibt es ein böses Er-, dem ein Aufwachen folgte, weil die Verlierer der Krise, die in Arbeitslosigkeit und schlecht bezahlte Jobs gestürzten Menschen und die schon vorher Armen und noch ärmer gemachten spüren, dass sie vollends auf der Strecke zu bleiben drohen. Schon über 45 Prozent der US-Amerikaner leben unter der Armutsgrenze! Das in einem Land, dass Milliarden in sinnlose Kriege verpulvert. Wo Angehörige ihre Toten nicht mehr begraben können, weshalb sie sie in manchen Kommunen einfach am Straßenrand ablegen. In einem Land, das Feuerwehrleute und Polizisten entlassen muss, weil den Kommunen das Geld für deren Bezahlung fehlt.

Vielen dieser Menschen ist "Occupy Wall Street"-Bewegung Hoffnung. Sie hat Nachahmer in vielen Städten der USA gefunden. Schwappt diese neue Demokratie-Bewegung (vielleicht nach dem alten Endzeit-DDR-Slogan: "Wir sind das Volk!" nun auch herüber ins "Alte Europa"?

Morgen ist "Europaweiter Aktionstag". Eine Chance, etwas umzudrehen, eine verhängnisvolle (neoliberale) Entwicklung zu stoppen, um es künftig mit "Echter Demokratie" zu versuchen? Ein Logo zum als Aufbruch zu neuen Ufern gedachtem Protest- und Kampftag kündet gar von "united for #globalchange". Schön (und dringend nötig!) wäre ein solcher Wechsel weltweit. Doch kommt genug Masse zusammen, um dieses Wechsel anzustoßen?

Betreffs Deutschland könnten einen da Zweifel kommen. Wir wissen selbst, wie es um unsere Protestkultur bestellt ist. Dabei haben wir es in der Hand! Es könnte sich ein Zeitfenster aufgetan haben, das uns die Möglichkeit gibt, unsere Demokratien kräftig durchzulüften und sie so zukunftsfähig zu machen. Dazu gehört unbedingt, unsere Gesellschaften (wieder) gerechter zu machen. Die Hoffnung stirbt wie immer zuletzt. Fakt ist aber auch: Revolutionäre Umwälzungen kann man nie planen. Sie finden statt, wenn die Zeit dafür reif ist. Man wird also sehen. Morgen Abend wissen wir mehr.

Der für Samstag auf den Plan gesetzte europaweite Aktionstag (Lesen Sie dazu auch diesen Beitrag auf Readers Edition) fußt auf der Bewegung "15M" und den "Democracie Real Ya"-Aktionen, die in Spanien tausende "Indignados" (Empörte) auf Straßen und Plätze des Landes brachten.

Übrigens: Für Morgen ist bestes und sonniges "Mützenwetter" angesagt. Ob es reicht, um genügend Empörte auf die Straße zu bringen? Nicht nur in Berlin finden Proteste statt. Über weitere dezentrale Aktionen informiert das globalisierungskritische Netzwerk Attac. Den Aufruf zum morgigen Aktionstag finden Sie hier.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

asansörpress35

Politischer Mensch, der seit der Schulzeit getrieben ist, schreibend dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.

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