Mein erstes Mal

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Motto: Auch das Internet braucht Geschichtsschreibung

Binsenweisheit: Im Internet ist es wie im wirklichen Leben. Und sicherlich, sicherlich, es ändert sich andauernd - wie im wirklichen Leben - alles. Und deshalb muss man sich erinnern, muss Chroniken erstellen und all so was. Ich beginne einmal:

Ganz besonders in Erinnerung ist mir das erste Mal, dass mir jemand einen Text rezensiert hat.

Das ist schon einige Jahre her, ich glaube es war sogar vor der Jahrtausendwende. Da stieß ich bei meinen ersten Interneterkundungen – noch mit Telefonmodem – auf ein Literaturportal. „Literaturcafe“ hieß der Laden.

Wie ich bereits anderswo berichtete, hatte der auch ein Forum mit verschiedenen Abteilungen. Dort konnte man seine Textversuche stellen.

Ich hatte meine Neigung zum Kleinkreativen gerade entdeckt und trat deshalb diesem literarisch beflissenen Forum bei.

Zur Einführung wählte ich das folgende- mir mühsam durch verstärkte Einnahme von Bier –abgerungene Werk.

Trinkers Wach- und Alptraum

„Wie der Himmel in meiner Kneipe sich doch öffnete und wie aus dem Zapfhahn schäumende Nässe sich ergoss. Der Ort war wie unter Wasser, die Gäste bewegten sich träge als schwämmen sie widerwillig gegen einen ihnen nicht zuwideren Widerstand in ein ungewisses Draußen. So schwamm auch ich im Strom und versuchte, nicht zu ernüchtern. Nur nicht auftauchen, nicht den Schaum wegblasen, Trinken und Atmen im selben Element. Erst zu Hause im Trocknen rannen meine Tränen über das vergossene Bier.“

Und dann... wartete ich.

Er blieb erst einmal leer, der Ordner und ich wollte schon in Verzweiflung fallen. Da verrenkt man sich Geist und Griffel und dann: kein Echo, keine Resonanz, wie schrecklich.

Doch bald wurde mir eine große Freude zuteil. Es meldete sich einer, sogar ein äußerst Sachkundiger mit folgendem Kommentar:

“Frau, mein Gott, kannst Du saufen. Wahrscheinlich muss man Dir das Bierglas mit dem Spaten aus der Hand schlagen“.

Diese – der Wirkung, die mit dem Text beabsichtigt war - punktgenau gerecht werdende Wertung meiner literarischen Hervorbringung, ist mir bis heute in Erinnerung geblieben oder auch: Sie hat mich geprägt.

(Fortsetzung folgt)

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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