„Krieg ums Liebig-Haus“: die Räumung, die Propaganda, die Debatte

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Abgeriegelter Kiez, schweres Polizeigerät, Solidaritätsdemos: Seit den frühen Morgenstunden erlebt der Berliner Stadtteil Friedrichshain, worauf seit Wochen alles zuläuft – die Räumung des alternativen Hausprojektes Liebig 14. Der Fall versetzt nicht nur die Mob-Presse in Wallung, welche die Eskalation herbei schreibt, um sie später empört zu skandalisieren. Der Fall Liebigstraße aktiviert auch alte linke Streitmuster, es geht um Grenzen der Militanz und um die Frage, ob hier nur als Farce wiederkehrt, was in den achtziger und neunziger Jahren einen großen Teil der Hauptstadtszene bewegte. Ein wenig ins Abseits zu geraten droht dabei anderes: die Frage zum Beispiel, ob ein rot-roter Senat und ein grüner Bezirksbürgermeister wirklich nicht anders gekonnt hätten. Der Fall Liebig hat eine Dimension, die über Schlagstockschlagzeilen und Haut-ab-Rufe hinausgeht, einer, in dem das Spannungsverhältnis zwischen Recht auf Wohnen, Privateigentum an Häusern, „linker“ Landesregierung und einer „Metropole“ auf Gentrifizierungsgalopp sichtbar wird. Auflösung nicht in Sicht.

Eine kleiner Überblick:


Die Räumung

Freihängende Kabel, fliessendes Wasser und eine Fallbarikade
Der Liebig14-verteidigen-Ticker

Polizisten schlagen mit einer Axt auf vernageltes Fenster
Der Taz-Ticker

Die Presse soll offenbar möglichst wenig mitbekommen
Der Morgenpost-Ticker

Linke Chaoten und Badewannen mit roter Flüssigkeit
Der Bingo-BZ-Ticker

Die Räumung und alles was dann kommt
Via Twitter und hier alles zu #liebig14

Die Propaganda

Bild: Krieg ums Liebig-Haus
Gewaltbereite Chaoten gegen Polizisten - Heute wird es ernst! - hier

Kurier: Die Festung des Hasses
Die Polizei soll räumen, auf sie warten Speere, NATO-Draht - hier

Springer-BZ: Die Ruhe vor dem Sturm
Stürzt die Räumung von Liebig 14 heute Berlin in Chaostage? - hier

Die Liebig 14

Das Haus - hier

Die letzte Pressemitteilung - hier

Die Debatte

Es gab schon Räumungen, die Koalitionen haben platzen lassen
Annalist schreibt an den "lieben rot-roten Senat" - hier

Das Mietrecht und die Diktatur des Privateigentums:
Andrej Holm im Gentrification Blog - hier

Zunehmender Druck und keine einfache Lösung:
Andrej Holm in der Berliner Zeitung - hier

"Es gibt kein Recht auf Innenstadt"
Protestforscher Dieter Rucht in der Frankfurter Allgemeinen - hier

Über die Grenze der Gewalt:
Plutonia Plarre in der Tageszeitung - hier

Ist die "Liebig 14" ein Symbol? Und wenn ja, wofür?
Gereon Asmuth in der Tageszeitung - hier

"Solidarität mit der Liebigstraße ist in unserem Haus kein Thema“:
Was sagen eigentlich die Berliner Altbesetzer? - hier

„Nur fürs Feiern“ und „unpolitische BewohnerInnen“?
Ein Bericht im Tagesspiegel - hier

Eskalation schadet auch Rot-Rot:
Konrad Litschko in der Tageszeitung - hier

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Tom Strohschneider

vom "Blauen" zum "Roten" geworden

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