Die Zeiten ändern sich. Steven Spielbergs Film Schindlers Liste wurde 1993 noch von Debatten flankiert, in denen es darum ging, ob das KZ die Kulisse eines Films abgegeben darf. Die momentane Flut von Filmen, in denen Hollywood sich der Nazi-Zeit widmet, erweckt dagegen eher den Eindruck, dass eine Trivialisierung des Themas unvermeidlich ist. Diesen Eindruck bestärkte die „journalistische“ Untermalung der Dreharbeiten zu Operation Walküre 2007 in Berlin, die Tom Cruise zum Heilbringer eines neuen Bilds der Deutschen in der Welt stilisierte.
Seit Januar läuft Operation Walküre nun in den hiesigen Kinos und man würde Herrn Henckel von Donnersmarck gern noch einmal zu seiner Gleichung mit den Fußball-Weltmeisterschaften befragen. Seit 26. Februar läuft die Verfilmung von Bernhard Schlinks nicht unumstrittenen Bestseller Der Vorleser durch Stephen Daldry. Eine Woche zuvor ist Paul Schraders Film Ein Leben für ein Leben – Adam Resurrected gestartet, in dem Jeff Goldblum einen jüdischen Entertainer spielt, der das KZ überlebt hat und traumatisiert in einer psychiatrischen Anstalt lebt. In Defiance, der Ende April in die Kinos kommen soll, wird der Widerstandskampf von jüdischen Partisanen in Weißrussland abgebildet, die Hauptrolle spielt Daniel Craig.
Für Anfang Mai ist Der Junge im gestreiften Pyjama, in dem der Sohn eines KZ-Aufsehers sich mit einem Jungen im Lager anfreundet. Spike Lee erzählt in Miracle at St. Anna vom Kampf schwarzer US-Armisten in Italien gegen Deutschland – und dem Rassismus in der Armee; der Film soll seine Premiere im Herbst in Toronto haben. Ebenfalls im Herbst soll Quentin Tarantinos Weltkriegs-Film Inglorious Basterds in die Kinos kommen, ein erster Teaser ist seit Kurzem online. Bei Tarantino, der das Remake eines italienischen Films der siebziger Jahre produziert, ist die Geschichte nur mehr Stoff, um Locken auf der Glatze des schlechten Geschmacks zudrehen. Den gab es in Bezug auf die Nazis schon immer, wie Marcus Stiglegger in einem informativen Essay in epd Film erläutert.