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Exildichtung "Über Lyris willst du schreiben? Tja, da bist du zu spät gekommen": Der Jerusalemer Kreis versammelt die ­letzten deutschsprachigen Autoren aus der Generation Paul ­Celans
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Die weißhaarige Dame mit Dutt liest ein gereimtes Gedicht vor, in dem sie erklärt, dass sie keine Dame ist und auch noch nie eine sein wollte, aber immer für eine gehalten wird. Die Dame, die also laut eigenen Angaben keine ist, heißt Eva Avi-Yonah und wurde 1921 in Wien geboren. Der Wiener Einschlag ist auch noch gut zu hören. Der Lyris-Kreis, jaja, das wurde in den Achtzigern gegründet, sagt sie, Freunde waren das, und man war auch zunächst in einer anderen Jerusalemer Schreibgruppe, in der man Gedichte auf Englisch schrieb. Da haben sie sich gedacht: Wir könnten ja auch einen deutschen Lyrikkreis gründen. Früher traf man sich bei ihr, als auch noch mehr aus ihrer Generation beisammen waren. Beisammen sind die jetzt sozusagen immer noch,