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Hegemonie oder Untergang – Die letzte Krise des Westens?

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Kultur : Ein Verleger alten Schlags

Am vergangenen Wochenende ist der Berliner Medienökonom und Carta-Gründer Robin Meyer-Lucht im Alter von nur 38 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Wolfgang Michal

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Kennt man einen Menschen, wenn man fast ausschließlich über das Internet mit ihm „kommuniziert“? Wo Autoren-„Profile“ immerwährende Tatkraft verheißen und die Illusion genährt wird, jemand sei „gut vernetzt“, weil er auf Blogs und Podien häufig das Wort ergreift?

Das Internet, mahnte 2007 der Medientheoretiker Michael Giesecke, besitzt eine entscheidende Schwachstelle: es fehlt ihm die persönliche Dimension. Während wir in der realen Welt den Subtext eines Dialogs am Verhalten unseres Gesprächspartners ablesen können, ist uns das in der Internet-Kommunikation verwehrt. Ich könnte also nicht sagen: Ich habe Robin Meyer-Lucht gut gekannt. Und dennoch hat mich sein tragischer Tod sehr getroffen.

Als wir im Herbst 2008, in der Gründungsphase des Mehrautoren-Blogs Carta, miteinander telefonierten, imponierte mir vor allem seine Macher-Qualität. Er hatte große Pläne, und ich große Mühe, seiner schnellen, immer etwas zerstreuten Sprechweise zu folgen. Doch letztlich überzeugte mich sein unternehmerisches Urvertrauen: Erst mal anfangen, dann weitersehen. Ich mochte auch seine Begeisterungsfähigkeit für die Leistungen anderer und seine geradezu Bucerius-hafte Verleger-Liberalität – alles Eigenschaften, die unerlässlich waren für eine Plattform, die drei Dutzend eigenwilligen Autoren eine virtuelle Heimat bieten sollte.

Nicht, dass „rml“ – wie er intern und extern genannt wurde – mit allem einverstanden gewesen wäre! Oft war er der erste, der unter einem frisch geposteten Beitrag einen Kommentar platzierte! Er konnte hemmungslos loben, wenn ihm ein Text gefiel, und er konnte ein vielsagendes „Hhmm...“ hinterlassen, wenn er etwas für kompletten Nonsens hielt. Er liebte und förderte die Debatte aber auch dann, wenn Beiträge seinen (ordo)liberalen Grundauffassungen zuwiderliefen. Den Befürwortern der Kulturflatrate, des Leistungsschutzrechts oder der ARD-Finanzierung fuhr er gern in die Parade.

Pionierleistung

Und er entschuldigte sich umgehend, wenn er sich im Ton vergriffen oder gar einen Fehler gemacht hatte. Mit dieser Haltung und dem verlegerischen Anspruch, die Dinge kompetent von allen Seiten beleuchten zu lassen, etablierte er Carta rasch als Anlaufpunkt und Diskursplattform im Netz. Er sorgte für medienpolitische Scoops, streamte interessante Vorträge, reagierte schnell auf hochkochende Themen und stärkte so das Ansehen der Blogger in einem notorisch misstrauischen Medienumfeld. Den Grimme-Preis, den „seine“ Autoren 2009 erhielten, empfand er als Anerkennung seiner verlegerischen Pionierleistung. Doch weit und breit fand sich kein Investor (oder Medienmilliardär), der erkannt hätte, welches Potential in der Plattform steckte.

Geld floss bei Carta nur spärlich, und wenn welches da war, verteilte Meyer-Lucht ein paar Hunderter oder schickte seinen Autoren eine gute Flasche Rotwein ins Haus. Ansonsten subventionierte er das Projekt aus seiner Privatschatulle. Doch Anfang Juni signalisierte die von ihm ausgerufene „Sommerpause“, dass es so nicht mehr weitergehen konnte.

Robin Meyer-Lucht war ein Solitär, weil er beides war: Vordenker und Vorreiter der Netzöffentlichkeit. Er hat dem Medienwandel aus den Kinderschuhen geholfen.


Wolfgang Michal ist Herausgeber von Carta

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