Zum Tod von Margarete Mitscherlich

Nachruf "Die friedfertige Frau" war ihr Beststeller, die Geschlechterspannung Lebensthema. Am 12. Juni ist die Grande Dame der Psychoanalyse gestorben
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Sie war eine Pionierin. Zumindest im Nachkriegsdeutschland – und auch nicht ganz freiwillig. Eher waren es die Zeitläufte, die ihr dies abverlangten. Aber wenn es nach Hegel die Rolle bedeutender Individuen sei, dem Weltgeist die Kastanien aus dem Feuer zu holen - , so scheint, mit gebührender nachmetaphysischer Minimierung, in ihrem Leben etwas davon durch.

Geboren wurde Margarete Mitscherlich 1917 in Gravenstein, jener kleinen Handelsstadt am dänischen Nordufer der Flensburger Förde - und dänisch-deutsch waren auch die Eltern: deutsch die Mutter, eine Lehrerin, dänisch der Vater, der Arzt war. Im Nachhinein scheint es , als sei ihr sehr früh jener Konflikt selbst begegnet, den sie später so beharrlich verfolgen sollte: Die Geschlechterspannung