Der Mäzen macht Kasse

Fußballkonzern Als Hauptinvestor beim Bundesligisten TSG Hoffenheim hat der Unternehmer Dietmar Hopp bewiesen, dass er nicht länger der liebe Onkel mit dem Scheckheft sein will

Herr Hopp ist reich. Und Herr Rangnick ist zwar nicht wirklich arm, denn bislang erhielt der Fußballtrainer geschätzte zwei Millionen Euro als Jahresgehalt. Aber Ralf Rangnick befand sich auf der Gehaltsliste des Milliardärs Dietmar Hopp, und das erklärt das Abhängigkeitsverhältnis der beiden. Hopp hat sein Geld mit dem Software-Konzern SAP gemacht und sich nebenbei einen Fußballverein geleistet: Die TSG Hoffenheim stieg mit seiner Unterstützung sogar in die Bundesliga auf. Eher unwahrscheinlich ist, dass der Überraschungsverein aus Hoffenheim seinen Erfolg weniger wegen Hopps Geld, sondern mehr wegen Rangnicks Fußballlehrer-Qualitäten erreichte. Doch nun hat Rangnick mit viel Getöse den Klub verlassen: Hier könne er nicht mehr arbeiten. Die TSG hatte nämlich den Spieler Luiz Gustavo, den der Trainer halten wollte, an den Ligakonkurrenten Bayern München verkauft.

Es scheint, als habe der Milliardär Hopp damit eine neue Entwicklung seines Fußballengagements eingeleitet. Er agiert nicht als der nette Mäzen, wie der
Duden diese Leute definiert: als „freigebiger Gönner“. Vielmehr verfolgt Hopp mit seinem Bundesligisten das Ziel, das andere Profiklubs auch im Blick haben, wenn sie Spieler verkaufen: die Einnahme von Geld. Warum sorgt das für so viel Wirbel? Wenn man es formal betrachtet, ist Hopps Intervention gegen den Willen des Cheftrainers tatsächlich ungewöhnlich. Schließlich war Gustavo Leistungsträger, und Hopp ist nicht Präsident oder Manager der TSG, sondern nur der Mann mit dem Geld im Hintergrund. Also hat sich der Investor in das so genannte operative Geschäft eingemischt, was nach den Statuten der Deutschen Fußball-Liga (DFL) strikt untersagt ist.

Die Überraschung weicht aber schon, wenn man sich klarmacht, dass nicht die DFL einen Verstoß gegen ihre Regeln beklagt. Bloß Ralf Rangnick und einige liberale Kommentatoren regen sich auf. Sogar ihnen wird nämlich langsam klar, dass Dietmar Hopp nicht das ist und nicht das sein wollte, was sie in ihm gesehen haben: den freundlichen Onkel mit dem Scheckheft. Der nächste Schritt der Erkenntnis, der im Gustavo-Transfer liegt, ist, dass Hopp nie ein Mäzen war war, sondern mit der TSG Hoffenheim immer schon ähnliche Ziele verfolgte wie mit seinem anderen Konzern SAP. Dietmar Hopp wurde nicht Milliardär, um Gutes zu tun, sondern um mit noch größerem Mitteleinsatz noch größere Gewinne einzustreichen. Immer hat er darauf verwiesen, dass auch mit einem Profifußballclub viel Geld zu verdienen ist: die gute Hoffenheimer Nachwuchsarbeit muss sich, so will es der Investor, irgendwann amortisieren. Wenn ein Spieler wie Gustavo, der für eine Million Euro zur TSG kam, nun für 15 Millionen Euro nach Bayern wechselt, ist das ein gutes Geschäft.

Ralf Rangnick sollte in der Freizeit, die er gerade hat, mal ins Kino gehen. Dort läuft in dieser Woche – übrigens auch im Universum in Rangnicks Wohnort Backnang – der Film Das Leben ist kein Heimspiel an. Die Dokumentation zeigt den Aufstieg des vom Milliardär Dietmar Hopp gesponserten Vereins TSG Hoffenheim zu einem mittelgroßen Fußballkonzern, der mitmischen will in dem schwierigen Geschäft von Transfererlösen, Fernsehgeldern und Einnahmen aus dem Merchandise. Der Streifen zeigt, das hat nichts mit Idylle und Dorfklub zu tun. Dass Herr Rangnick ein gut bezahlter Trainer ist, liegt daran, dass er etwas von Fußball versteht. Der Reichtum des Herrn Hopp verdankt sich dem Umstand, dass er aus allem ein Geschäft macht, auch aus dem Fußball.

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