"Glänzender Wahlkämpfer"

Linkspartei Im Führungsstreit der Linken schlägt Dietmar Bartsch einen Kompromiss vor. Lafontaine könne eine herausragende Wahlkampf-Rolle spielen. Er selbst will Parteichef werden

Dietmar Bartsch: Es war eine kulturvolle Diskussion und nicht das große Messerwetzen, mit dem manche, insbesondere außerhalb der Linken, gerechnet hatten. Oskar Lafontaine hat nicht, wie vorher in Medien zu lesen war, alle seine Bedingungen dargelegt, sondern seine eigene Kandidatur für den Parteivorsitz angeboten. Er würde noch einmal bereitstehen, wenn die Partei es will und wenn es keine Alternativkandidatur gibt. Er warklar in der Positionierung und hat einen aus seiner Sicht großen Unterschied klar gemacht: Dietmar will es werden und ich nicht unbedingt, hat er gesagt. Er hat großen Wert darauf gelegt, dass Bundesvorsitz und Spitzenkandidat zusammengehen. Ich habe nachdrücklich darauf verwiesen, dass ich das anders sehe. Dass es geht, haben die Sozialisten in Frankreich bewiesen.

Würden Sie als möglicher Parteivorsitzender der Linkspartei Oskar Lafontaine die Spitzenkandidatur für 2013 überlassen?

Was heißt überlassen? Oskar Lafontaine ist ein hervorragender Wahlkämpfer. Aber über diese Frage entscheidet die neue Parteiführung, gegebenenfalls kann eine solche Frage über einen Mitgliederentscheid geklärt werden. Das kann zweifelsohne die Attraktivität der Partei erhöhen, wie man in Frankreich lernen konnte.

Heute haben Gregor Gysi und Klaus Ernst Sie aufgefordert, Ihre Kandidatur zurückzuziehen und wieder Bundesgeschäftsführer zu werden.

Das habe ich bei Gysi nicht so gelesen, aber Oskar Lafontaine hat das gestern bereits angedeutet. Ich verstand ihn so, als er sagte, er schließe eine Kampfkandidatur aus.

Haben Sie ihm widersprochen?

I

ch habe gesagt, dass mein politisches Angebot seit Ende letzten Jahres steht. Es gibt für mich keinen Grund, meine Entscheidung zu korrigieren. Bei vielen Übereinstimmungen gibt es zwei Punkte, in denen wir uns unterscheiden. Das betrifft einerseits unser Verhältnis zu SPD. Ich will nicht dazu beitragen, dass es 2013 im Bund zu einer Großen Koalition kommt. Auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass wir dann in der Regierung sind, will ich dennoch die Tür nicht zu schlagen. Die SPD soll laut sagen, dass sie Juniorpartner bei der Union werden will. Die SPD ist für mich natürlich politischer Konkurrent, aber ich möchte mit ihr zusammenarbeiten, wo immer die Bedingungen und Personen stimmen. Und der andere Punkt: Wir haben ein unterschiedliches Parteienverständnis, worüber gestern sachlich gesprochen wurde.

Das Wahlergebnis in Nordrhein-Westfalen war ziemlich erschreckend.

Auch darüber wurde kritisch gesprochen. Für mich war dieses Ergebnis nicht überraschend bei den bundespolitischen Umfragewerten, obwohl die Landtagsfraktion gute Arbeit geleistet hat. Nun sind diese Wahlen vorbei. Wir dürfen nicht einfach sagen: Kurs halten. Die alte linke Weisheit: "Sagen, was ist" und Fragen zuzulassen ist unabdingbar. Um kurzfristige Lösung kann es nicht gehen.

Aber ist das Personaltableau Oskar Lafontaines eine Antwort auf die Krise der Partei?

Ich kenne ein solches nicht. Kein Tableau löst die Probleme der Partei.

Wenn Sie antreten, sagen Sie, dass Lafontaine die Partei nicht aus der Krise führen kann. Warum kann er das nicht?

Das sage ich nicht. Ich habe mein Angebot unterbreitet. Ich fände es gut, wenn Oskar Lafontaine weiter eine herausragende Rolle in der Partei spielt, er ist ein glänzender Wahlkämpfer und ein sehr erfahrener Politiker. Ob er jetzt wiederVorsitzender sein muss, weiß ich nicht.

Wie geht es nun weiter?

Das Ergebnis ist kurz und knapp:Wir werden die Gespräche fortzusetzen, gemeinsam nach einer Lösung suchen. Aber ich lege großen Wert darauf, dass nichts in Hinterzimmern entschieden wird, sondern auf dem Parteitag. Das ist das einzige Gremium, das entscheidet. Ich finde dieses ganze männerdominierte Hin- und Her sowieso problematisch. Und ich sage auch: Oskar Lafontaine muss der Partei unbedingt erhalten bleiben. Aber es wäre schön, wenn es zwischen ihm und der Partei eine neue Geschäftsgrundlage geben würde.

Das Gespräch führte Jana Hensel

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