Das Modell der Piraterie mag in Somalischen Gewässern eine kleine Renaissance erfahren haben. Zeitgemäßes Entern heißt allerdings „Rebranding“. Was früher die Flagge war, ist heute das Logo eines Konzerns. Im Idealfall schippert das nicht nur über die Weltmeere, sondern ist überall präsent. Will man also dauerhaft an das Image eines Konzerns, dann entert man einen Firmensitz, bringt ein neues Logo in Umlauf und hofft, dass es sich im Gedächtnis der Welt verankert. So geschehen vergangene Woche in London. Greenpeace-Aktivisten haben das BP-Hauptquartier gestürmt und per Flagge ein neues Logo gehisst. Denn die leuchtend grüne Sonne passe nicht mehr zum Image des Konzerns. Spätestens jetzt, zur Ölpest im Golf von Mexico, soll das Logo ölverschmiert sein.
Mit der Aktion in London startet Greenpeace einen Wettbewerb zum „Rebranding“ des BP-Logos. Die drei besten Einsendungen werden die internationale Kampagne gegen BP zieren. Das mag alles ein bisschen hilflos erscheinen, macht aber deshalb Sinn, weil BP bisher durch den massiven Einsatz von Chemikalien verhindern konnte, dass die typischen Bilder von ölverschmierten Landstrichen und Tieren überhaupt erst entstehen. Und ohne diese Bilder gibt es eben auch keine Katastrophe. Zähneknirschend hat BP jetzt einen Livestream eingerichtet, damit sich auch die Öffentlichkeit ein Bild von der Katastrophe machen kann. Doch erst langsam schwappen die ersten Wellen Öl auf das Festland und in die Fernseher. Die Kampagne will über das Logo jetzt eine dauerhafte Verknüpfung erstellen, die in unseren Köpfen noch nicht angekommen ist, oder zu schnell wieder verschwindet. „BP“ soll ersten Logo-Einsendungen zufolge in Zukunft nicht mehr für „Beyond Petroleum“ stehen, sondern für „Burning Platform“, „Blind Profit“, oder „British Polluters“.
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