Auf den ersten Blick wirken seine Werke wie gemalt. Bei näherer Betrachtung erkennt man jedoch viele kleine Schnipsel, die zu einem Porträt verschmelzen. Grafismus-Collage heißt die Kunsttechnik, bei der auf ein ursprünglich mit Bleistift nach einem Foto gezeichnetes Porträt Fragmente aus Hochglanzmagazinen, Zeitungen und Werbeprospekten geklebt werden. Die entstehenden Werke zeigen Porträts algerischer Kämpferinnen, Revolutionäre und bekannter Persönlichkeiten der Weltgeschichte. Dabei setzt sich Mustapha Boutadjine immer wieder mit bestimmten Themen auseinander: Frauen, Schwarze Menschen, Sinti*zze und Rom*nja, Revolutionär*innen und Dichter*innen – ausgegrenzte und zum Teil stigmatisierte Gruppen. Seine Botschaft ist politisch und pädagogisch. Denn hinter jedem Porträt steckt eine Geschichte.
Mit seinen Collagen grenzt er sich dabei bewusst von inhaltsleerer Kunst, also Kunst um der Kunst willen, ab. Sein Konzept: «… bourgeoise Pressemagazine zu zerreißen und sie für engagierte Porträts wiederzuverwenden!» Ein Beispiel ist seine Serie «Die Frauen von Algier». Unter dem bewusst von Eugène Delacroix entlehnten Titel hat er 14 Porträts berühmter Frauen geschaffen – Algerierinnen, indigene Frauen, aber auch Französinnen, Schweizerinnen und Italienerinnen, die die algerischen Frauen im Algerienkrieg unterstützt haben. «Denn diese wurden gefoltert, vergewaltigt und misshandelt. Es geht um die internationale Solidarität zwischen Frauen», sagt Boutadjine.
Die 48 vom Künstler selbst ausgewählten Porträts sind Teil seiner mehr als 300 Werke. Die Werkschau zeigt Porträts mehr oder weniger bekannten Persönlichkeiten. In einem kurzen Film spricht Mustapha Boutadjine über seine Beweggründe und Botschaften.