In Kooperation mit Grandfilm

Copa 1971: Die Spielerinnen

Dieser Dokumentarfilm erinnert an ein Turnier, das über zehn Jahre vor der ersten offiziellen Frauenfußball-Weltmeisterschaft stattfand – und rückt die Spielerinnen, die charismatischen Pionierinnen ihrer Sportart, endlich ins Rampenlicht

Foto: Grandfilm

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Copa 71

Copa 71

Rachel Ramsay und James Erskin

Großbritannien 2023

Dokumentarfilm

91 Minuten

Ab 26. Juni im Kino!

In Kooperation mit Grandfilm

Carol Wilson

England

Carol Wilson, damals 19 Jahre alt, war die furchtlose Kapitänin der englischen Mannschaft. Sie wuchs in einer fußballbegeisterten Familie auf und kann sich noch gut daran erinnern, wie ihr Vater sie zum Newcastle FC, dem örtlichen Fußballverein, mitnahm, um das Team anzufeuern. Da sie in der Schule nicht Fußball spielen konnte und nicht bereit war, den vorgeschriebenen Weg für Mädchen zu gehen (in ihren Worten: Kochen, Heiraten, Kinder), trat sie der Royal Air Force bei. Ihr Job als Fitnesstrainerin bei der Luftwaffe machte sie zu einer echten Sportlerin und Führungskraft. Ihre unerschütterlichen Nerven und ihr Gespür für Fairness brachten sie und ihr Team durch das Turnier. Nach ihrer Rückkehr aus Mexiko wurde Carol als Ehrengast zu einem Empfang bei ihrem geliebten Fußballverein Newcastle eingeladen. Sie wurde von ihrem stolzen Vater begleitet, der mit ansehen musste, wie der Gastgeber, anstatt ihr zu applaudieren, sie auf der Bühne demütigte und sich über die Idee, dass Mädchen Fußball spielen, lustig machte. Beschämt und vom Englischen Fußballverband für sechs Monate gesperrt, dauerte es Jahre, bis Carol wieder mit dem Sport in Berührung kam oder auch nur von Mexiko sprechen konnte. Heute setzt sie sich dafür ein, dass junge Mädchen in abgelegenen Gegenden Großbritanniens Zugang zum Fußballtraining erhalten, und kämpft dafür, dass der englische Fußballverband (FA) den Beitrag ihrer Mannschaft von 1971 anerkennt, was bis heute nicht geschehen ist. „Es war fast so, als würde man fluchen, wenn man von Fußball spielenden Mädchen sprach – das galt als unerhört.“

Ann Stengard & Birte Kjems

Dänemark

Ann wuchs auf der Apfelplantage ihrer Familie im ländlichen Dänemark auf. Sie war ein schüchternes Kind und ihre Eltern ermutigten sie, sich sportlich auszuprobieren, um Selbstvertrauen zu gewinnen. Wettkämpfe waren ihr eigentlich zu viel, aber die Unterstützung ihres Teams änderte das. Sie glänzte im Kreise ihrer Mannschaftskameradinnen und wurde zu einer zentralen Spielerin. Birte wuchs als Torhüterin bei ihren Brüdern in Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks, auf. Als begeisterter Fan und Spielerin verpasste sie die Hochzeit ihrer Schwester, um am Qualifikationsspiel für die Nationalmannschaft teilnehmen zu können. Ihr natürliches Selbstvertrauen und ihre positive Einstellung machten sie zu einer tragenden Säule der Mannschaft, und als Torhüterin sorgte sie für eine starke Führung der dänischen Abwehr. Sowohl Ann als auch Birte wurden sich bewusst, dass der Mädchenfußball in Dänemark als Amateurfußball weitgehend akzeptiert war, der dänische Fußballverband sich jedoch weigerte, professionell spielende Frauen anzuerkennen. Die Mannschaft von 1971 wurde nach ihrer siegreichen Rückkehr aus Mexiko aufgelöst und vom Establishment nicht weiter beachtet.

Silvia Zaragoza

Mexiko

Als Kind spielte Silvia Zaragoza mit ihren Cousins und Cousinen in Mexiko City ausgelassene Straßenspiele. Ihr Vater verbot ihr das Spielen unter der Begründung, Mädchen seien dazu geschaffen, zu Hause zu bleiben – wenn er sie beim Spielen erwischte, drohten Schimpftiraden und Schläge. Es schien damals undenkbar, dass sie eines Tages als Star der Nationalmannschaft gefeiert werden würde. Wie viele der Frauen, die an der Copa ‚71 teilnahmen, wuchs sie in dem Glauben auf, das einzige Mädchen auf der Welt zu sein, das Fußball spielt. Sie erfuhr zum ersten Mal, dass Mädchen in organisierten Strukturen spielten, durch einen Werbespot, den sie bei einer Tanzshow im Fernsehen sah. Nachdem Mexiko die Fußballweltmeisterschaft der Männer 1970 erfolgreich veranstaltet hatte, waren die nationalen Medien bereit, sich für den Frauenfußball zu begeistern, und setzten ihre neue Nationalmannschaft unter enormen Druck. Silvias größte Herausforderung bestand darin, von ihrer Familie dafür akzeptiert zu werden, dass sie bei der meistdiskutierten Veranstaltung Mexikos teilnahm. Somit war das Risiko für sie und ihre Mannschaft von Anfang an enorm hoch. Die Niederlage im Finale gegen Dänemark war eine bittere Enttäuschung, die jedoch durch die große Unterstützung der Zuschauer:innen und Fans gemildert wurde. Nach dem Erfolg der Copa 71 gab der mexikanische Fußballverband jedoch dem Druck der FIFA nach und zog seine Unterstützung für die Nationalmannschaft zurück, so dass die Frauen bei der Aufgabe, ihre Sache weiter voranzutreiben, auf sich allein gestellt waren.

Nicole Mangas

Frankreich

Nicole wuchs in der französischen Region Champagne auf. Als sie von einer Frauenfußballmannschaft in der Stadt Reims las, zog sie dorthin, um zu studieren und für die Mannschaft zu spielen. Das „Stade de Reims“-Team war ursprünglich als „Vorprogramm“-Unterhaltungsshow vor einem Männerspiel gegründet worden, um die Zuschauer:innen zum Lachen zu bringen. Aber bei den teilnehmenden Frauen wurde es so beliebt, dass der Journalist, der das Team gegründet hatte, darauf bestand, das Frauenteam offiziell zu machen, und sie begannen, als Team zu touren. Nicole erinnert sich daran, wie die Mannschaft trotz der Unterstützung ihres neuen Trainers von den französischen Zuschauer:innen beschimpft und ausgepfiffen wurde und wie man ihnen sagte, sie sollten „zurück in die Küche“ und „Socken stopfen gehen“.

Elena Schiavo

Italien

Elena Schiavo spielte seit Ende der 1960er Jahre in Italien Fußball. Nachdem der Frauenfußball in den 1940ern von der faschistischen Regierung verboten worden war, boomte er in Italien und entsprach damals weltweit am ehesten einer organisierten Liga. Elena war eine leidenschaftliche Spielerin, die sowohl auf dem Spielfeld als auch abseits davon als Wildfang galt, ein Ruf, den sie sich durch ihre Beleidigungen gegenüber Schiedsrichtern erworben hatte. Elena wurde nicht nur zu einer der schillerndsten Persönlichkeiten des Turniers, sondern auch zu einer der beeindruckendsten Spielerinnen, die von den gegnerischen Teams gleichermaßen respektiert und gefürchtet wurde und alle zu Höchstleistungen anspornte.

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